Seine Muskeln sind für die Wissenschaftler von Interesse, seine innere Uhr und auch die Strahlendosis, der er bei seiner Arbeit im Forschungslabor Columbus ausgesetzt sein wird: Der europäische Astronaut Luca Parmitano startet heute Abend zur Internationalen Raumstation ISS. Um 22.31 Uhr unserer Zeit startet der Astronaut vom Weltraumbahnhof Baikonur aus und wird 166 Tage im Orbit verbringen. In dieser Zeit b etreut er 14 wissenschaftliche Experimente, wird aber auch selbst als „Versuchskaninchen“ im All dienen.
Gerade einmal sechs Stunden dauert der Flug, der Luca Parmitano gemeinsam mit US-Astronautin Karen Nyberg und dem russischen Kosmonauten Fjodor Jurtschichin zu seinem Arbeitsplatz im Weltraum bringen wird. Nach vier Erdumrundungen dockt das Sojus-Raumschiff an der Internationalen Raumstation an – und für Parmitano beginnen sechs arbeitsreiche Monate in der Schwerelosigkeit. Die ersten Experimente hat der Astronaut allerdings schon auf der Erde absolviert: Dazu gehörte, sich eine Gewebeprobe aus einem Muskel entnehmen zu lassen.
Folgen für Muskeln und Knorpel
„Mit dem Experiment Sarcolab wollen wir herausfinden, warum die Muskelkraft in Schwerelosigkeit so extrem nachlässt“, erläutert Projektleiter Jörn Rittweger vom DLR-Institut für Luft- und Raumfahrtmedizin. Im Weltall verlieren die Muskeln nicht nur Volumen, sondern vor allem überproportional ihre Kraft – trotz regelmäßigem Training. „Entweder wird jede einzelne Muskelfaser schwächer oder der gesamte Muskel verändert seinen Aufbau – dies sind mögliche Erklärungsansätze für Muskelschwund sowohl im All als auch auf der Erde.“ Mit umfangreichen Vergleichsmessungen vor und nach dem sechsmonatigen Aufenthalt des Astronauten im All will das Team herausfinden, warum die Kraft der Muskeln so schnell nachlässt.
Wie sich die Schwerelosigkeit auf den Aufbau und die Anatomie des Kniegelenkknorpels auswirkt, ist Thema eines weiteren deutschen Experiments, für das Luca Parmitano vor und nach dem Flug als Testperson dient. Das vom DLR-Raumfahrtmanagement geförderte und betreute Experiment „Cartilage“ will mit den Untersuchungen neue Erkenntnisse über den Knochenstoffwechsel erhalten. Während auf der Erde die Schwerkraft das menschliche Bewegungssystem angemessen beansprucht, kann eine geringere Belastung – wie im Weltall oder bei einem längeren Krankenhausaufenthalt – sogar dieses Stützgewebe schädigen.