Rote Zwerge sind der häufigste Sternentyp in unserer Galaxie. Weil auch sie erdähnliche Planeten besitzen können, galten solche Systeme bisher als vielversprechende Kandidaten für extraterrestrisches Leben. Jetzt aber wecken britische Forscher Zweifel daran. Denn wie sie herausfanden, sind die extremen Magnetfelder der Roten Zwerge so stark, dass sie die ihrer Planeten zerquetschen – und damit alles Leben auf der Planetenoberfläche der tödlichen kosmischen Strahlung aussetzen.
Ohne die schützende Hülle des Erdmagnetfelds wären wir vermutlich längst tot und auch das Leben, wie wir es kennen, hätte sich nie entwickeln können. Denn erst dieser Käfig aus Feldlinien schirmt uns und die Erdatmosphäre vor der energiereichen Strahlung und den Teilchen des Sonnenwinds und anderen kosmischen Strahlungsquellen ab. Der schiere Druck des Sonnenwinds verformt das Magnetfeld unseres Planeten messbar – er wird auf der sonnenzugewandten Seite zusammengepresst und ist auf der abgewandten Seite zu einem langen Schweif ausgezogen.
Planetare Magnethülle wird plattgedrückt
Rote Zwerge sind kleiner und kühler als unsere Sonne. Bei ihnen liegt daher die habitable Zone – der Bereich, in dem milde Temperaturen herrschen und flüssiges Wasser auf einem Planeten vorkommen könnte – viel näher an der Sternenoberfläche als in unserem Sonnensystem. Doch das hat auch einen gravierenden Nachteil, wie Aline Vidotto von der University of St Andrews und ihre Kollegen auf dem britischen National Astronomy Meeting nun berichten. Denn gerade junge Rote Zwerge besitzen meist sehr starke Magnetfelder, wie Beobachtungen in den letzten Jahren gezeigt haben.
Wie sich dies auf einen Planeten in der habitablen Zone um einen solchen jungen Roten Zwerg auswirken würde, haben die Forscher nun anhand von Computersimulationen untersucht. Ihr Ergebnis: Der extreme Druck des Sternenmagnetfelds würde die schützende Magnethülle eines in dieser Zone kreisenden Planeten stark zusammenpressen. Im Extremfall lägen die Magnetfeldlinien sogar direkt auf der Planetenoberfläche – ein Großteil der Atmosphäre wäre damit schutzlos den erodierenden Stahlen aus dem All ausgesetzt. Als Folge würden diese Planeten im Laufe der Zeit ihre Lufthülle verlieren – und damit eine wichtige Voraussetzung für Leben.
Einzige Chance: Starkes Schutzfeld oder weit außen
Die Astronomen schließen daraus, dass ein Planet um einen jungen Roten Zwerg nur unter zwei Bedingungen lebensfreundlich bleiben kann: Wenn er selbst ein so starkes Magnetfeld besitzt, dass dies den stellaren Magneteinflüssen Paroli bieten kann. Oder aber wenn der Planet so weit außen kreist, dass ihn die stellaren Magnetfelder kaum mehr treffen – dann allerdings könnte er außerhalb der habitablen Zone liegen und damit zu kalt für flüssiges Wasser sein.
„Astronomen müssen dies in jedem Falle berücksichtigen, wenn sie nach Anzeichen für Leben im Universum suchen“, so Vidotto. Offenbar seien die Bedingungen für Leben auf fremden Planeten weitaus komplexer als bisher gedacht. Hat ein Planet allerdings die ungestüme Jugendphase seines Roten Zwergs erst einmal unbehelligt überwunden, steigen die Chancen für lebensfreundliche Bedingungen wieder. Denn dann werden die Magnetfelder der Roten Zwerge wieder schwächer und die habitable Zone steht weniger unter ihrem Einfluss.
(Royal Astronomical Society (RAS), 02.07.2013 – NPO)