Auch in gesunden Schlachthähnchen sind resistente Bakterien offenbar verbreitet: In Proben aus einem Schlachthof haben Forscher bei mehr als 80 Prozent der Tiere Darmkeime entdeckt, die gegen eine gängige Antibiotikaklasse resistent waren. Zwar sind die Keime selbst für gesunde Menschen nicht gefährlich, wie die Wissenschaftler im Fachmagazin „Emerging Infectious Diseases“ berichten. Sie können ihre resistent machenden Gene aber an Krankheitserreger weitergeben.
Viele Bakterienstämme sind resistent gegen Antibiotika. Die gängigen Waffen der Medizin gegen solche Keime sind damit bei ihnen unwirksam. In den vergangenen Jahrzehnten haben genau diese Erreger weltweit stark zugenommen. Ursache dafür ist unter anderem der unkontrollierte Einsatz von Antibiotika in der Tiermast. Schon häufiger wurden in den letzten Jahren resistente Bakterien auch auf im Handel erhältlichem Geflügelfleisch nachgewiesen.
Auch einige Stämme des Darmbakteriums Escherichia coli sind inzwischen gegen bestimmte Antibiotika immun. Verantwortlich für diese Resistenzen sind Enzyme, sogenannte Beta-Laktamasen, die eine gängige Antibiotikaklasse deaktivieren. Zu diesen sogenannten Betalaktam-Antibiotika gehört auch das Penicillin.
Resistente Bakterien in 80 Prozent der Proben
Eine Forschergruppe der Stiftung Tierärztliche Hochschule Hannover (TiHo) hat nun Hähnchen vom Schlachthof auf genau solche resistente sogenannte EBSL-E. coli Bakterien hin untersucht. Ihr Ziel war, herauszufinden, wie verbreitet die antibiotikaresistenten Bakterien in der Produktionskette von Hähnchen sind. Für die Studie haben die Wissenschaftler in einem Schlachthof etwa 120 Proben von vier unterschiedlichen Tierherden genommen. Im überwiegenden Teil der Proben stellten sie zwei verschiedene Stämme von Beta-Laktamase produzierenden Bakterien fest: Stamm eins konnten sie in etwa 80 Prozent der Proben nachweisen, der andere lag in über der Hälfte der Proben vor.