Astronomen haben erstmals in einem fremden Planetensystem die sogenannte Schneelinie aufgenommen – die Grenze, ab der Wasserdampf und andere Gase ausfrieren und zu Eis werden. Sie bestimmt, wo welche Art von Planeten in einem solchen System entstehen kann. So bilden sich erdähnliche Planeten nur innerhalb der Schneegrenze von Wasser, Gasriesen aber nur außerhalb der Schneegrenze von Kohlendioxid. Der jetzt mit dem Atacama Large Millimeter/submillimeter Array (ALMA) gewonnene Einblick liefert daher auch wertvolle Informationen über die Frühzeit unseres Sonnensystems, so die Forscher in „Science“.
Auf der Erde bildet sich die Schneegrenze in großen Höhen, wo niedrige Temperaturen Luftfeuchtigkeit in Schnee verwandeln. An Bergen ist dies dort, wo der schneebedeckte Gipfel in nacktes Gestein übergeht, deutlich erkennbar. Die Schneegrenzen um junge Sterne bilden sich auf ähnliche Art und Weise in den kalten Außenbereichen der Gas- und Staubscheiben, in denen Planetensysteme entstehen. Mit zunehmendem Abstand vom Stern friert zunächst Wasser aus und bildet die erste Schneegrenze. Weiter draußen, bei noch kühleren Temperaturen, frieren weitere Stoffe aus und werden zu Schnee, wie zum Beispiel Kohlenstoffdioxid (CO2), Methan (CH4) und Kohlenstoffmonoxid (CO).
Klebstoff der Planeten-Bausteine
In festem Zustand umgeben diese Stoffe Staubkörner mit einer Art klebriger Hülle. Sie spielen daher eine entscheidende Rolle beim Wachstum der Staubkörner: Sie verhindern, dass die Staubkörner bei Kollisionen auseinanderbrechen und ermöglichen ihnen so, zu den Grundbausteinen von Planeten und Kometen zu werden. Der Schnee vergrößert zusätzlich den Anteil fester Materie in der Scheibe und könnte dadurch den Prozess der Planetenentstehung beschleunigen.
Jede einzelne dieser Schneegrenzen – für Wasser, Kohlenstoffdioxid, Methan und Kohlenmonoxid – könnte mit der Entstehung bestimmter Typen von Planeten zusammenhängen. Um einen sonnenähnlichen Stern, in einem Planetensystem wie dem unsrigen, würde die Wasser-Schneegrenze dem Bereich zwischen den Umlaufbahnen von Mars und Jupiter entsprechen, während die Kohlenstoffmonoxid-Schneegrenze etwa bei der Umlaufbahn des Planeten Neptun läge.