Astronomen haben zum ersten Mal zweifelsfrei die innere Rotation eines sonnenähnlichen Sterns gemessen und die Neigung seiner Rotationsachse bestimmt. Verraten haben ihnen diese Informationen winzige Schwankungen in den Vibrationen des Sterns – eine Art Sternenbeben. Zudem konnten die Forscher auch das Rätsel um den Begleiter des Sterns HD52265 lösen: Obwohl er extrem groß ist, handelt es sich um einen Exoplanet und nicht wie zuvor gedacht um einen Braunen Zwerg.
In Sternen, die der Sonne ähneln, steigt ständig heißes Plasma im Innern auf, kühlt ab und sinkt wieder herab. Forscher sprechen von Konvektion. Dieser Vorgang erzeugt Druck- und Schallwellen, die im Inneren des Sterns eingeschlossen bleiben, aber dafür sorgen, dass der Stern wie eine Glocke vibriert. Die Asteroseismologie nutzt diese an der Oberfläche messbaren Schwingungen, um – neben anderen Eigenschaften – die Rotation im Inneren von Sternen zu bestimmen.
„Die Drehung des Sterns hinterlässt winzige Spuren in den Frequenzen, mit denen er schwingt”, erklärt Laurent Gizon, Direktor am Max-Planck-Institut für Sonnensystemforschung in Katlenburg-Lindau. Druckwellen, die sich in Richtung der Rotationsbewegung ausbreiten sind schneller als solche, die sich in entgegengesetzte Richtung bewegen. Dies führt zu Unterschieden in den Schwingungsfrequenzen, die im hypothetischen Fall eines nicht-rotierenden Sterns nicht vorhanden wären. Die Sichtbarkeit der einzelnen Schwingungen hängt zudem vom Winkel ab, unter dem der Stern betrachtet wird.
117 Tage lang Blick auf nur einen Stern
Für ihre Studie nutzten die Forscher das Weltraumteleskops CoRoT, um den Stern HD52265genau unter die Lupe zu nehmen. Dieser Stern liegt mehr als 90 Lichtjahre von der Erde entfernt im Sternbild Einhorn. Zwischen November 2008 und März 2009 richtete das Teleskop 117 Tage lang seinen Blick ohne Pause auf HD52265. Solch lange und ununterbrochenen Beobachtungszeiten sind entscheidend, um die Schwingungsfrequenzen eines Sterns mit der notwendigen Genauigkeit bestimmen zu können.