Sie gleichen gewaltigen Katzenaugen, Hanteln oder bizarren Kunstwerken: Planetarische Nebel gehören zu den vielseitigsten und farbenprächtigsten Phänomenen im All. Warum diese von sterbenden Sternen ausgeschleuderten Gaswolken oft so ungewöhnliche Formen besitzen, war bisher weitestgehend unklar. Jetzt haben Astronomen einen sterbenden, sonnenähnlichen Stern quasi in flagranti ertappt – und so wertvolle Einblicke erhalten.
Planetarische Nebel entstehen aus Sternen mit einer ähnlichen Masse wie der Sonne. Wenn ein derartiger Stern stirbt, schleudert er seine Gashüllen nach außen, es bleibt ein heißer Kern, ein Weißer Zwerg. Die Strahlung, die von ihm ausgeht, ist so intensiv, dass sie das umgebende Gas zum Leuchten bringt. Ungeklärt war bislang, wie dieser Gasnebel seine bizarre Form erhält. Astronomen der Universität Bonn haben nun zusammen mit Kollegen aus Schweden und Australien eine mögliche Antwort gefunden.
Starkes Magnetfeld und schneller Jet
Für ihre Studie untersuchten die Wissenschaftler den 230.000 Lichtjahre entfernten Stern IRAS 15445-5449. Dieser ist momentan im Begriff, sich in einen planetarischen Nebel zu verwandeln. Bei ihren Beobachtungen machten die Astronomen eine überraschende Entdeckung: „In unseren Daten finden wir klare Anzeichen für einen Jet aus äußerst schnellen Gaspartikeln“, erläutert Andrés Pérez Sánchez, der momentan an der Universität Bonn promoviert. Ein Jet ist ein gerichteter Gasstrom, der vom Himmelskörper wegrast.
Der Jet von IRAS 15445-5449 ist extrem energiereich – die Partikel in ihm bewegen sich nahezu mit Lichtgeschwindigkeit. Es ist das erste Mal, dass ein solch energiereicher Jet bei einem alternden Stern von „nur“ der Größe der Sonne beobachtet wurde. Nach der Geschwindigkeit der Gaspartikel zu schließen, müssen gewaltige Kräfte am Werke sein: „Die Teilchen in dem Jet bewegen sich auf einer spiralförmigen Bahn durch ein äußerst starkes Magnetfeld“, erklärt Koautor Wouter Vlemmings vom Onsala-Observatorium in Schweden. Dieses Magnetfeld könnte nach Ansicht der Astronomen auch eine Schlüsselrolle für die bizarren, teilweise erstaunlich geometrischen Formen der Planetarischen Nebel sein.