In Pakistan könnte das schwere Erdbeben vom Dienstag mehr hinterlassen haben als nur Trümmer und Todesopfer: 600 Meter vor der Küste des Landes ist zur gleichen Zeit eine neue Insel entstanden. Das Seltsame daran: Das neue Eiland liegt rund 380 Kilometer vom Epizentrum des Bebens entfernt. Nach Ansicht einige Forscher könnte es sich aber um einen Schlammvulkan handeln, der durch die fernen Erdstöße aktiviert wurde.
Die am 24. September neu vor Pakistan entdeckte Insel ist rund 30×60 Meter groß und bis zu zwölf Meter hoch. Sie soll ganz plötzlich aufgetaucht und angewachsen sein. Nach Angaben der Agentur Reuters sammelten sich zahlreiche Menschen an der 600 Meter entfernten Küste, um dieses seltene Phänomen zu bestaunen. Noch ist nicht klar, wodurch diese Insel entstand. Der Verdacht liegt aber nahe, dass es sich um eine Folge des Erdbebens handelt, das sich zur gleichen Zeit rund 380 Kilometer entfernt im Südwesten Pakistans ereignete.
Beben als Inselmacher?
Dass Erdbeben neue Inseln schaffen können – und besonders in dieser Region, ist nicht neu. 1945 beispielsweise ließ ein Erdbeben der Magnitude 8 dort gleich mehrere Inseln entstehen, die dann für rund drei Monate an der Wasseroberfläche sichtbar blieben. Ähnliches geschah auch im November 2010. Allerdings: Diese Inseln halten meist nicht lange. Denn sie bestehen aus Schlamm, der von submarinen Schlammvulkanen nach oben befördert wird und sich zu Untersee-Hügeln auftürmt. Weil dieser Schlamm leicht wieder vom Meer weggespült und abgetragen wird, halten die meisten dieser Schlamminseln nur wenige Monate.
Das Meeresgebiet vor der pakistanischen Küste ist für seine Schlammvulkane bekannt. Denn die dort herrschenden tektonischen Bedingungen begünstigen die Bildung dieser Phänomene: Hier schiebt sich die Arabische Platte unter die Eurasische Landmasse. Dabei wird ein Teil ihrer dicken Sedimentschicht auf den Rand der Eurasischen Platte geschoben und bildet die Küstenebene Pakistans und den vorgelagerten Schelf. Diese Sedimentschicht ist es, die die Schlammvulkane speist, wie NASA-Forscher erklären.
Seismische Erschütterungen mobilisieren Schlammmassen
Ausgelöst wird die Bildung eines solchen Vulkans, wenn in der Tiefe gefangene Gase oder Flüssigkeiten unter Druck geraten. Ist die Deckschicht dieser Reservoire instabil, können schon die Erschütterungen eines fernen Bebens ausreichen um sie zu durchbrechen. Wie Forscher im Juli 2013 feststellten, könnte auch der seit 2006 ununterbrochen speiende Schlammvulkan Sidoarjo auf Java durch solche fernen Erdstöße verursacht worden sein.
Noch ist nicht klar, ob es sich bei der neu entstanden Insel tatsächlich um einen Schlammvulkan handelt. Allerdings spricht einiges dafür. So auch die Tatsache, dass es vor einigen Jahren schon einmal eine Insel an dieser Stelle gab. Sie versank aber nach kurzer Zeit wieder im Ozean. Ob dieses Schicksal auch der neuen Insel bevorsteht, wird sich zeigen.
(USGS, CNN, Reuters, 25.09.2013 – NPO)