Auch im Jenseits wollte die Elite des alten Ägyptens genussvoll speisen. Aufwendig mumifiziertes Fleisch bereicherte daher ihre Grabbeigaben. Diese sogenannten Fleischmumien haben Forscher nun erstmals genauer unter die Lupe genommen. Wie sich zeigte, verrät die Art der Konservierung auch den Status der Toten: Für die exklusivsten Verstorbenen wurde auch das Fleisch aufwändig mumifiziert und in kleine Särge gelegt, so die Forscher im Fachmagazin „Proceedings of the National Academy of Sciences“.
Im alten Ägypten hatten die Menschen eine sehr realistische Vorstellung vom Leben nach dem Tod. Sie glaubten, dass eine möglichst perfekte Konservierung des Leichnams im Diesseits für das Leben im Jenseits wichtig sei. So entwickelten sie aufwendige Mumifizierungstechniken, bei denen teils kostbare Substanzen wie Balsam und Harze zum Einsatz kamen. Das Grab des Toten wurde darüber hinaus häufig mit spektakulären Grabbeigaben ausgestattet. Die Funde im Grab des Pharao Tutanchamun dokumentieren dies eindrucksvoll.
Proviant für das Leben danach
Neben Kunstschätzen gab man den Verstorbenen auch mumifizierte Tiere mit auf die Reise und auch an Proviant sollte es nicht fehlen. Diese Speisen umfassten neben Brot und Leckereien auch Fleischprodukte. Die deftigen Köstlichkeiten wurden dafür konserviert, in Bandagen gehüllt und sogar in kleine Särge gelegt. Welche Techniken bei diesen Fleisch-Mumien zum Einsatz kamen, war bisher kaum erforscht. Diese Lücke haben Katherine Clark von der University of Bristol und ihre Kollegen nun geschlossen.
Für ihre Studie untersuchten die Forscher Proben von vier Fleischmumien, die aus unterschiedlichen Gräbern aus der Zeit vom 10. bis 13. Jahrhundert vor Christus stammten. Es handelte sich um ein Stück Kalbfleisch, Entenfleisch, Ziegenfleisch und um Rinder-Rippen. Die Analysen zeigten, dass für deren Konservierung sehr unterschiedliche Techniken zum Einsatz gekommen waren.
Aufwändige Fleischmumien nur für die Reichsten
Das Entenfleisch war einfach nur getrocknet worden. Beim Kalb- und Ziegenfleisch fanden die Forscher in den Bandagen hingegen Spuren von tierischen Fetten, die nicht aus dem Fleisch stammten. Es handelte sich demnach vermutlich um Substanzen, mit denen die Bandagen behandelt worden waren. Die aufwendigste Variante stellten Clark und ihre Kollegen jedoch bei den Rinderrippen fest. Deren Bandagen waren offenbar mit einem speziellen Balsam behandelt worden, der kostbare Pflanzenharze enthielt.
Diese Prozedur wurde auch bei besonders hohen Standards der Mumifizierung mancher Toten eingesetzt. Die Rinderrippen seien damit sogar aufwendiger mumifiziert worden als einige Leichname der Pharaonenzeit, sagen die Forscher. Ihnen zufolge dokumentiert dies die deutliche Bandbreite beim Niveau der Techniken – je nach Status des Verstorbenen. Reiche konnten sich kostbare Verfahren leisten, bei anderen musste eben Trockenfleisch reichen. Manche Prinzipien der menschlichen Kultur scheinen sich offenbar nie zu ändern… (Proceedings of the National Academy of Sciences, 2013; doi: 10.1073/pnas.1315160110 )
(PNAS, 19.11.2013 – MVI)