In Deutschland lassen sich zu wenig Menschen gegen Grippe impfen: Statt 75 Prozent der über 60-Jährigen wie von der WHO empfohlen, sind weniger als die Hälfte der Senioren hierzulande gegen ‚Influenza geimpft. Das zeigt eine Erhebung im Rahmen des Versorgungsatlas. Auffallend dabei ist auch das Ost-West-Gefälle: In den alten Bundesländern sind die Impfraten deutlich niedriger als in den neuen Ländern.
Bis zu eine halbe Million Tote pro Jahr
Jährlich sterben weltweit 250.000 bis 500.000 Menschen an der Grippe, in Deutschland fordert die saisonale Influenza 5.000 bis 10.000 Todesopfer pro Jahr. Besonders Menschen mit geschwächtem Immunsystem sind überdurchschnittlich häufig betroffen. Die ständige Impfkommission (STIKO) empfiehlt darum Älteren und chronisch kranken Patienten sowie medizinischem Personal eine jährliche Influenza-Impfung. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) gibt als Zielwert für einen guten Schutz eine Durchimpfungsrate von 75 Prozent bei Menschen über 60 Jahren an.
Ob das in Deutschland erreicht wird, haben Wissenschaftler des Zentralinstituts für die kassenärztliche Versorgung in Deutschland (ZI) nun ermittelt. Dafür werteten sie die bundesweiten Abrechnungsdaten für Grippe-Impfungen gesetzlich versicherter Patienten aus der Impfsaison 2009/2010 aus. Daraus geht hervor: Das Ziel der WHO wurde in Deutschland wieder einmal verfehlt. Die Analyse mit diesem Ergebnis veröffentlichten Wissenschaftler auf dem ZI-Internetportal Versorgungsatlas.de.
Unterschiedliches Impfverhalten am Mauerverlauf erkennbar
Die durchschnittliche Impfrate der über 60-jährigen betrug in den neuen Bundesländern 60 Prozent, in den alten Bundesländern sogar nur 41 Prozent. „Geht es um den Schutz gegen die Influenza, lässt sich das unterschiedliche Impfverhalten zwischen den neuen und alten Bundesländern sogar innerhalb Berlins entlang des früheren Mauerverlaufs nachweisen“, schreiben die Wissenschaftler.