Und unter diesen Lichtblitzen waren 28 Ereignisse, die nicht aus der Erdatmosphäre oder von der Sonne kommen konnten, wie die Forscher damals berichteten. Denn die Signale waren zu energiereich. Es musste sich daher um kosmische Neutrinos handeln – Elementarteilchen, die jenseits des Sonnensystems bei extrem energiereichen Ereignissen entstehen wie Supernovae, Gammastrahlenausbrüchen oder in den Jets von Schwarzen Löchern. Der erste Nachweis dieser Teilchen könnte eine neue Ära der Astronomie eröffnen – die Neutrino-Astronomie, so die Meinung der Physiker.

Abbildung eines birnenförmig deformierten Atomkerns von Radium-224. © Liam Gaffney, Peter Butler / University of Liverpool
Birnenförmige Atomkerne und Moleküle aus Licht
Die restlichen neun Durchbrüche der Top Ten der Physik 2013 haben keine Rangfolge, die Reihenfolge ihrer Nennung ist daher rein zufällig. Einer von ihnen ist die am CERN bei Genf gemachte Entdeckung, dass einige Atomkerne nicht rund sind, sondern eine eher birnenförmige Gestalt annehmen können. Die Forscher erzeugten dafür in einem Teilchenbeschleuniger kurzlebige Radium-Isotope, deren Kerne bei Anregung birnenförmig wurden. Dieser Nachweis trägt dazu bei, die im Atomkern wirkende starke Kernkraft besser zu verstehen.
Im September dieses Jahres gelang US-Forschern das scheinbar Unmögliche: Sie brachten Photonen dazu, eine Art Molekül zu bilden – ein Zustand, in dem beide eng miteinander verbunden sind und wechselwirken. Erreicht wurde dies, indem sie Laserphotonen einzeln hintereinander in eine Wolke aus extrem heruntergekühlten Rubidiumatomen schossen. In der Wolke beeinflussten sich die Photonen gegenseitig – ein für Lichtteilchen völlig untypischer Effekt. Sie bildeten damit eine Art Moleküle aus Licht.
Ebenfalls ultrakalt geht es im nächsten Durchbruch zu: Forscher der Universität Innsbruck gelang es, das erste Bose-Einstein-Kondensat allein durch Kühlung der Atome mit Lasern zu erzeugen. Das macht diesen Sonderzustand der Materie weitaus leichter erreichbar und eröffnet damit neue Möglichkeiten der praktischen Anwendung. Gewählt unter die Top Ten wurde auch dies: Physikern unter anderem am Max-Born-Institut in Deutschland gelang es, mit einem neuartigen Quantenmikroskop erstmals Atomorbitale direkt abzubilden.
Der kosmische Mikrowellen-Hintergrund
Um den kosmischen Mikrowellen-Hintergrund geht es bei zwei weiteren Durchbrüchen in den Top Ten: Gekürt wurden Forscher der Europäischen Raumfahrtagentur ESA für die bisher genaueste Messung dieser Hintergrundstrahlung mit Hilfe des Weltraumteleskops Planck. Sie spiegelt die Materieverteilung im Universum kurz nach dem Urknall wider und liefert daher wichtige Einblicke in die Prozesse dieser entscheidenden Ära.
Eine spezielle Verzerrung des Lichts in dieser Mikrowellenstrahlung, die sogenannte B-Modus Polarisation, detektierten Forscher am South Pole Telescope. Diese Verzerrung war bisher nur theoretisch vorhergesagt worden, ihr Nachweis gilt als weiterer Beleg für die Inflation des Universums.

Ausschnit aus einer elektronenmikroskopischen Aufnahme des Nanoröhrchen-Rechners. © Butch Colyear
Rechnen mt Kohlenstoff-Nanoröhrchen
Unter die Top Ten schaffte es auch der erste Computer aus Kohlenstoff-Nanoröhrchen, entwickelt von Forschern der Stanford University. Er besteht aus 178 Transistoren aus Nanotubes und kann rechnen, Ziffern sortieren und einfache Befehlssätze ausführen. Noch war dieser erste Nanotube-Rechner zwar weniger leistungsstark als konventionelle Computer, er bewies aber, dass sich die winzigen Röhrchen grundsätzlich als Basis für Elektronik dieser Art eignen.
Last but noch least schaffte es auch ein Schmetterling unter die Top Ten der Physik 2013: Zwei Forschergruppen war es gelungen, erstmals einen schon vor 40 Jahren vorhergesagten Effekt bei Elektronen eines Festkörpers unter Magneteinfluss nachzuweisen. Die Energieniveaus dieser Elektronen bilden unter bestimmten Umständen ein schmetterlingsförmiges Muster.
(Physics World, 17.12.2013 – NPO)
17. Dezember 2013