Künstlicher Regen könnte Chinas Städten beim Kampf gegen den Smog helfen. Sprinkleranlagen auf Türmen und Hochhäusern sollen Staub und Schwebteilchen aus der Luft waschen, wie eine chinesische Forscherin vorschlägt. Dieser neue Ansatz sei umweltfreundlich und relativ leicht zu realisieren, er könnte daher kurzfristig helfen, die Luftverschmutzung zu lindern, bis bessere Filter und andere Maßnahmen den Ausstoß von Abgasen verringern.
In den letzten dreißig Jahren hat die Luftverschmutzung in Chinas Megastädte immer weiter zugenommen. Smog und Schadstoffdunst sind dort bereits alltäglich. Verantwortlich dafür ist das rasante, kaum durch Umweltauflagen gebremste Wachstum von Wirtschaft und Industrie in den letzten Jahrzehnten. Vor allem Kohlkraftwerke, Industrien, der Verkehr und auch die Heizungen stoßen große Mengen an Luftschadstoffen aus. Bis in diesen Bereichen schärfere Umweltauflagen greifen, kann es noch dauern.
Sprinkler auf Hochhäusern
Die Forscherin Shaocai Yu von der Zhejiang University in China und der North Carolina State University in den USA hat daher nach Möglichkeiten gesucht, die Luft in den Städten kurzfristig zu verbessern. Ihre Idee: Das Versprühen von Wasser in der Atmosphäre, um auf diese Weise natürliche atmosphärische Niederschläge zu simulieren. Über Sprinkleranlagen auf hohen Gebäuden und Türmen könnte das Wasser versprüht werden, etwa so als würde man einen Garten bewässern. Höchst effektiv sollen dadurch aerosolartige und gasförmige Schadstoffe aus der Luft gereinigt oder gesammelt und entfernt werden.
Yu prognostiziert, dass diese Geoengineering-Maßnahme dabei helfen könnte, die Feinstaubbelastung in der Atmosphäre effizient auf ein sichereres Niveau von 35 Mikrogramm pro Kubikmeter zu reduzieren. Dies könnte, je nach Art des Versprühens, in kurzer Zeit erreicht werden. Um die Ansammlung der Luftverschmutzung und die Entstehung von Dunstschleiern in der Atmosphäre zu verhindern, müsste die Technik täglich angewendet werden. Dennoch sei das Verfahren umweltfreundlich: Das verwendete Wasser könnte wieder aufgefangen und nochmals verwendet werden, so dass keine Engpässe in der Wasserversorgung entstehen.
Technisch sofort umsetzbar
Das Sprühverfahren wäre zudem problemlos technologisch umsetzbar, effizient und kostengünstig. Alle für die Umsetzung erforderlichen Technologien und Materialien stehen bereits zur Verfügung: hohe Gebäude, Türme und Flugzeuge, Technologien zur Beeinflussung des Wetters und automatische Sprinkleranlagen. Auch in an deren Großstädten außerhalb Chinas könnte diese Methode helfen, starke Luftverschmutzung und dichte Dunstschleier zu bekämpfen.
„Wenn im Vorfeld jeder Bereich in einer Stadt sorgfältig und überlegt analysiert wird, bietet diese Geoengineering-Technik einen umweltfreundlichen Ansatz ohne große Begleiterscheinungen. Er lässt sich für kleinere Bezirke oder in größerem Maßstab anwenden und dies bei geringem Kostenaufwand“, schreibt Yu. Sie und ihre Kollegen sind dabei, geeignete Bewässerungssysteme zu entwickeln und zu testen. (Environmental Chemistry Letters, 2014; doi: 10.1007/s10311-013-0444-0)
(Springer science and business media, 08.01.2014 – NPO)