Weiße Haie sind echte Methusalems der Meere. Denn die großen Meeresräuber leben doppelt bis dreifach so lange wie bisher gedacht: Männliche Weiße Haie können das stattliche Alter von bis zu 73 Jahren erreichen, Weibchen immerhin noch 40 Jahre. Sie gehören damit zu den langlebigsten Knorpelfischen überhaupt. Diese Entdeckung erklärt auch, warum die Weißen Haie so langsam wachsen und erst so spät geschlechtsreif werden – und hilft auch, diese bedrohten Meeresräuber besser zu schützen.
Es ist gar nicht so leicht herauszufinden, wie alt ein Weißer Hai ist. Denn fragen kann man die Tiere ja leider nicht und auch ihre äußeren Merkmale verraten nicht allzu viel über ihr Alter. Wollen Biologen die Lebensdauer dieser Fische ermitteln, sind sie daher auf anatomische Indizien angewiesen – im Fall der Haie auf den Aufbau ihrer Wirbelknochen. Denn ähnlich wie die Jahresringe von Bäumen wächst auch dieser Knochen jedes Jahr eine Schicht weiter an.
Jahresringe im Wirbelknochen
Diese Schichten erscheinen bei mikroskopischer Untersuchung als abwechselnd helle und dunkle Schichten. Allerdings sind diese Banden gerade bei Weißen Haien undeutlicher und schmaler als bei anderen Haiarten und daher schlecht zu erkennen. Und noch etwas kommt hinzu: „Traditionellerweise hat sich die Altersbestimmung der Haie darauf verlassen, dass jede Bande einem Jahr entspricht“, erklärt Koautorin Lisa Natanson vom Fischereilabor der US National Oceanic and Atmospheric Administration (NOAA) in Narragansett.
Ausgehend von dieser Annahme ermittelten Forscher bisher für Weiße Haie im Pazifik eine Lebensdauer von maximal 22 Jahren, im Indischen Ozean von 20 Jahren. In letzter Zeit allerdings mehren sich Zweifel an der Jahresring-Theorie. Es gibt Hinweise darauf, dass die Hell-Dunkel-Banden nicht in allen Fällen für nur jeweils ein Jahr stehen. Das aber könnte bedeuten, dass die großen Meeresräuber in Wirklichkeit älter werden als bisher bestimmt.