Die Millionenstadt Los Angeles steht auf einem Pulverfass: Der Untergrund unter ihren Fundamenten und ein Graben südlich der Stadt wirken wie ein Verstärker für Erdbebenwellen. Ereignet sich an der südlichen San Andreas-Verwerfung ein starkes Beben, dann potenziert diese Konstellation die Erschütterungen noch. Die Metropole müsse sich daher auf schwerere Bebenfolgen vorbereiten als bisher erwartet, so die Forscher im Fachmagazin „Science“.
Ein stärkeres Erdbeben entlang der San Andreas-Verwerfung wird kommen, es ist nur eine Frage der Zeit. Aber was bedeutet dies für die kalifornischen Städte, insbesondere für die Millionenstadt Los Angeles? Bisher war es nahezu unmöglich, vorherzusagen, wie stark ein Beben im südlichen Teil der Verwerfung, knapp hundert Kilometer von der Metropole entfernt, diese erschüttern wird. Marine Denolle von der kalifornischen Stanford University und ihre Kollegen haben nun eine neue Methode genutzt, um eine solche Vorhersage zu treffen.
Seismisches Hintergrundrauschen als Anzeiger
Die neue Methode nutzt die Tatsache, dass nicht nur Erdbeben seismische Wellen im Untergrund auslösen. „Wenn man ein Seismometer auf den Untergrund stellt und es ist gerade kein Erdbeben – was misst man dann? Wie sich zeigt, ist da etwas“, erklärt Studienleiter Greg Beroza von der Stanford University. Denn die Erdkruste ist ständig leichten Erschütterungen durch Wellen und Wasserbewegungen im Ozean ausgesetzt – und diese erzeugen ein messbares, wenn auch sehr schwaches seismisches „Rauschen“ im Untergrund.
„Diese Wellen sind Milliarden Mal schwächer als die seismischen Wellen eines Erdbebens“, erklärt Beroza. Bisher galten sie daher eher als störendes Hintergrundrauschen. Doch Denolle und ihre Kollegen haben sich nun genau dieses Rauschen zunutze gemacht. Mit Hilfe eines seismischen Messnetzes entlang der San Andreas-Verwerfung registrierten sie, wohin und wie stark sich einzelne Wellenbestandteile dieses Rauschens ausbreiten. Aus diesen Daten erstellten die Forscher eine Computersimulation, die zeigt, wie ein starkes Beben verlaufen würde und vor allem, wie stark Los Angeles in Gefahr wäre.