Stehen Männer unter Stress, dann denken sie nur noch an sich – sie werden egozentrisch. Bei Frauen ist genau das Gegenteil der Fall: Sie bauen unter Stress ihre empathischen Fähigkeiten aus und werden anderen gegenüber einfühlsamer. Dies zeigt das Experiment eines europäischen Forscherteams. Warum Männer und Frauen so unterschiedlich reagieren, ist allerdings noch nicht klar.
Mit stressigen Situationen sind wir nahezu jeden Tag konfrontiert. Aus psychosozialer Sicht haben wir im Prinzip zwei verschiedene Möglichkeiten, mit Stress umzugehen: Wir können das entweder mit uns selbst ausmachen und alles andere ausblenden, um uns vor Überlastung zu schützen. Oder aber wir holen uns Unterstützung von außen. Für welche dieser beiden Strategien sich Männer und Frauen entscheiden, haben Neuropsychologen nun untersucht.
Für die Forschung unter Stress gesetzt
In ihren Experimenten setzten die Forscher die Probanden – die Hälfte Männer, die anderen Hälfte Frauen – zunächst unter Stress: Sie mussten eine Rede vor Publikum halten oder arithmetische Aufgaben lösen. Dann folgten drei Tests, die Aufschluss über die Empathie der Teilnehmer liefern sollten.
Im ersten Test galt es, die Bewegungen einer anderen Person nachzuahmen. Im zweiten sollten die Teilnehmer anhand des Gesichtsausdrucks einschätzen, welche emotionale Stimmung eine Person gerade hat. Und im dritten Test ging es um die Fähigkeit, sich in das Denken eines anderen hineinzuversetzen: Die Probanden sollten eine Situation aus der Perspektive einer dritten Person beschreiben.