Einsamkeit macht nicht nur unglücklich, sie macht auch alt – zumindest bei Graupapageien trifft das zu. Leben die sozialen Vögel ohne Artgenossen, schrumpfen die Enden ihrer Chromosomen schneller – ein Zeichen für stärkere Alterung. Das zeigt ein Experiment österreichischer Tiermediziner. Ihrer Ansicht nach könnte dieser Effekt der Einsamkeit auch beim Menschen auftreten, wie sie im im Online-Journal „PLOS ONE“ berichten.
Jedes Mal, wenn eine Zelle ihr Erbgut kopiert um sich zu teilen, werden die Endstücke der Chromosomen ein wenig kürzer. Diese sogenannten Telomere schrumpfen dadurch mit zunehmendem Alter eines Menschen, Papageien oder sonstigen Lebewesens. Sind sie zu kurz, können die Zellen sich nicht mehr teilen, der Organismus altert und stirbt schließlich. Telomere sind damit ein molekularer Marker für das Alter. Mehrere Studien deuten darauf hin, dass Stress die Telomere schneller schrumpfen lässt. Ob und wie sehr dies auch für soziale Isolation gilt, war bislang jedoch noch nicht erforscht.
Soziale Vögel leiden in Einzelhaft
Zu diesem Zweck untersuchten Denise Aydinonat und ihre Kollegen an der Veterinärmedizinischen Universität Wien die Telomeren von Graupapageien. Diese Vögel sind sehr soziale Tiere, die bekanntermaßen schwer leiden, wenn sie ohne Gesellschaft gehalten werden. DNA-Proben erhielten die Forscher von Routineuntersuchungen einer Tierklinik in Wien. Die Besitzer der Papageien gaben in Interviews Auskunft über die Haltungsbedingungen. Aydinonat verglich die Telomerlängen von Tieren in Isolation und solchen, die mit Artgenossen zusammenlebten.
Erwartungsgemäß waren die Telomere bei älteren Tieren viel kürzer als bei jüngeren. Aber auch Einsamkeit hatte deutliche Folgen: Allein lebende Vögel hatten zusätzlich deutlich verkürzte Telomere gegenüber Papageien, die mit einem Partner lebten.