Bei Masern gezeugt, die Pocken überlebt? Während einer Epidemie gezeugte Kinder erhalten von ihren Eltern offenbar zusätzlichen Schutz für kommende Krankheitswellen. Zu diesem Schluss kommen Wissenschaftler aus Deutschland anhand historischer Aufzeichnungen. Die höhere Widerstandskraft gegen Epidemien hat allerdings einen hohen Preis, schreiben die Forscher im Wissenschaftsjournal „PLOS ONE“.
Immunisierungen und ein gesundes Immunsystem schützen vor Infektionskrankheiten. Bislang galt in der Medizin die Annahme, dass jeder Mensch diesen Schutz ausschließlich nach seiner Geburt selbst erwirbt. Das geschieht meist durch direkten Kontakt mit einem Virus – man bekommt die berüchtigten Kinderkrankheiten. Heutzutage beugen meist Impfungen diesen Krankheiten vor. Das war jedoch nicht immer so – und ist offenbar nicht der einzige Weg, resistent gegen Krankheiten zu werden.
Forscher vom Max-Planck-Institut für demografische Forschung (MPIDR) in Rostock haben nun entdeckt, dass die Widerstandskraft zu einem gewissen Maß auch von Eltern auf ihrer Kinder übertragen werden kann – und zwar nicht auf genetischem Wege. Zu diesem Ergebnis gelangten Kai Willführ vom MPIDR und Mikko Myrskylä, jetzt an der London School of Economics and Political Science, anhand von Aufzeichnungen über tödliche Masern- und Pockenepidemien im 18. Jahrhundert.
Nachweis in historischen Kirchenbüchern
In der kanadischen Provinz Québec wüteten in den Jahren 1714/15 die Masern. Die vermeintlich harmlose Kinderkrankheit führt in etwa einem von tausend Fällen zu schweren Komplikationen mit bleibenden Hirnschäden. Damals gab es noch keine Impfung, die Masern breiteten sich rasant aus. 15 Jahre später kam es in derselben Region zu einer schweren Pockenepidemie.