Die Vogelgrippe hat es selbst in die Antarktis geschafft: Erstmals haben Forscher ein Influenza-Virus bei Adélie-Pinguinen nachgewiesen – und noch dazu eines, das es sonst nirgendwo auf der Welt gibt. Aus der genetischen Zusammensetzung schließen die Forscher, dass sich dieser zuvor unbekannte Virentyp im Laufe der letzten Jahrzehnte dort entwickelt haben muss. Wie die Viren in die entlegene Antarktis gelangten, ist bisher unklar.
Die Vogelgrippe ist keine neue Erfindung der Natur – auch wenn sich in den letzten Jahren und Jahrzehnten Meldungen dazu häufen. Schon seit langer Zeit kursieren verschiedenste Stämme von Influenza-Viren bei Vögeln, manchmal tragen sie diese Erreger in sich, ohne selbst spürbar zu erkranken. Vor allem in Asien kennt man heute zahlreiche verschiedene Varianten von Vogelgrippe, von denen mindestens 15 als potenziell gefährlich gelten.
Die Antarktis galt bisher als Influenza-freies Gebiet. Zwar hatten Forscher bereits früher ab und zu Antikörper gegen die Vogelgrippe in Blutproben von Pinguinen entdeckt. Ein Influenza-Virus wurde bei diesen Vögeln aber noch nie entdeckt. Aeron Hurt vom WHO Collaborating Centre for Reference and Research on Influenza in Melbourne und seine Kollegen haben nun noch einmal gezielter nach Vogelgrippe-Viren bei Pinguinen gesucht – und wurden erstmals fündig.
Adélie-Pinguine mit Virus H11N2 infiziert
Für ihre Studie sammelten die Forscher Proben aus der Luftröhre und der Kloake von 301 Adélie Pinguinen, die in zwei Kolonien auf der westantarktischen Halbinsel leben. Bei 207 dieser Vögel entnahmen die Forscher zusätzlich Blutproben. Alle Proben wurden gereinigt und die in ihnen enthaltene DNA isoliert und vervielfältigt. Anschließend prüften die Forscher, ob sich unter dem genetischen Material auch DNA von Vogelgrippe-Viren befand.