Unterirdisches Reservoir: Im Erdmantel gibt es tatsächlich ein gewaltiges Wasservorkommen. Dies bestätigen nun Laborversuche und erstmals auch seismische Messungen. An einigen Stellen unter Nordamerika haben US-Forscher ein verräterisches Schmelzen des Mantelgesteins nachgewiesen – ein Hinweis auf Wasser im Gestein. Der irdische Wasserkreislauf reicht demnach bis tief in den Erdmantel hinein, so die Forscher im Fachmagazin Science“.
Vor wenigen Monaten fanden Forscher den ersten Hinweis darauf, dass es im Erdmantel größere Mengen Wasser geben könnte. Beleg dafür war ein winziges Körnchen des Minerals Ringwoodit, das einst von einem Vulkan aus der Tiefe an die Oberfläche befördert worden war. Das Ringwoodit enthielt 1,5 Gewichtsprozent Wasser, gebunden als Hydroxyl-Molekül. Da dieses Mineral in der Übergangszone vom oberen zum unteren Erdmantel in 410 bis 660 Kilometern Tiefe in größerer Menge vorkommt, könnte dies bedeuten, dass der Erdmantel dort sehr viel wasserreicher ist als angenommen. Drei Mal so viel Wasser wie in allen Weltmeeren zusammen könnte dort gespeichert sein.
Wasseraustritt schmilzt Mineral an
„Aber ob diese Ringwoodit-Probe tatsächlich repräsentativ für das Erdinnere stand oder nicht, war nicht bekannt“, erklärt Steve Jacobsen von der Northwestern University in Evanston, einer der beiden Erstautoren. Das fehlende Indiz für die Präsenz von so viel Wasser im Erdmantel liefern nun Jacobsen, der Seismologe Brandon Schmandt von der University of New Mexico in Albuquerque und ihre Kollegen.
Ausgangspunkt waren dabei Beobachtungen an im Labor hergestelltem hydratisiertem Ringwoodit. Dieses setzten Jacobsen und sein Team mit Hilfe einer Diamantpresse hohem Druck und Temperaturen von 1.600 Grad Celsius aus – den Bedingungen, wie sie in der Übergangszone des Mantels herrschen. Dabei wandelt sich das Ringwoodit in andere Mineralformen um. Doch es geschah noch etwas: Auf dem winzigen Mineralbröckchen bildeten sich Zonen, in denen das Mineral geschmolzen war. Für dieses sogenannte Dehydrations-Schmelzen ist das im Ringwoodit gebundene Wasser verantwortlich, wie die Forscher erklären. Fehlt das Wasser, tritt diese Form des Schmelzens nicht auf.