Neue Nerven überwinden Lähmung: Eine neue Therapie ermöglicht halbseitig gelähmten Ratten nach einem Schlaganfall eine nahezu vollständige Erholung, berichten Neurologen. Dabei kommt es besonders auf das Timing an: Erst müssen ausreichend neue Nerven wachsen, bevor sie trainiert werden können, so die Forscher im Fachjournal „Science“.
Nach einem Schlaganfall bleiben oft geschädigte Nervenbahnen zurück. Die häufigen Folgen sind eingeschränkte motorische Fähigkeiten, Sprach- oder Seh-Störungen bis hin zu halbseitiger oder sogar vollständiger Lähmung. Manche Patienten können einige der gestörten Funktionen durch geeignete Rehabilitation wiedergewinnen. Bei starken Schlaganfällen hilft dies aber nicht immer. Wie sich dies ändern lässt, hat ein Team von Neurologen unter der Leitung von Martin Schwab von der Universität Zürich in Tierversuchen mit Ratten genauer untersucht.
Antikörper und körperliches Training
Die Wissenschaftler behandelten Ratten, die nach einem Schlaganfall halbseitig gelähmt waren, mit zwei Therapieformen: Erstens eine spezifische Immuntherapie, bei der Antikörper bestimmte regulatorische Proteine blockieren. Diese sogenannten Nogo-Proteine hemmen das Wachstum von Nervenfasern – werden diese Hemmstoffe blockiert, wachsen neue funktionsfähige Nerven in den verletzten Regionen in Hirn und Rückenmark.
Zweitens erhielten die Ratten ein physisches Training, den eigentlich entscheidenden Schritt: Sie mussten lernen, mit den Vorderpfoten nach Futterpellets zu greifen. Ein Teil der Ratten begann dieses Training zur selben Zeit wie die Immuntherapie, bei einer anderen Gruppe begann das Greiftraining erst danach.