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Technik

Login: Gesichtserkennung statt Passwort

"Facelock" nutzt Portraitbilder vertrauter und unbekannter Personen als Zugangscode

Facelock: Eine bekannte Person unter acht unbekannten dient als Schlüssel. © Rob Jenkins

Passwörter könnten künftig aus Gesichtern statt aus Buchstaben und Zahlen bestehen. Forscher haben ein neues System entwickelt, das eine Eigenheit unseres Gehirns bei der Gesichtserkennung ausnutzt: Vertraute Personen erkennen wir leicht, unbekannte können wir uns nur schwer merken. Der große Vorteil: Bewusst merken muss man sich bei „Facelock“ nichts, also kann man auch das „Passwort“ nicht vergessen.

Wenn es um Passwörter geht, stehen wir vor einem ewigen Dilemma: Wählen wir einfache, leicht zu merkende Codes, dann werden sie auch leicht geknackt. Komplizierte, abstrakte Buchstaben-Zahlen-Kombinationen gelten als sehr viel sicherer, sie lassen sich aber nur schwer merken. Entsprechend oft vergessen wir sie dann auch oder wir sind versucht, sie irgendwo aufzuschreiben – auch keine sehr sicherere Lösung. Forscher arbeiten deshalb schon seit längerem an grafischen Alternativen zum klassischen Passwort.

Gesichtserkennung nur bei Vertrauten gut

Eine dieser Varianten haben Rob Jenkins von der University of York und seine Kollegen entwickelt und in punkto Sicherheit und praktischer Anwendbarkeit geprüft. Das „Facelock“ getaufte System basiert auf einer psychologischen Besonderheit unseres Gesichtserkennungssystems: Unser Gehirn erkennt vertraute Gesichter selbst in unscharfen oder schlecht belichteten Bildern und aus allen Blickwinkeln gut wieder. Eine Verwechselung passiert fasst nie.

Anders dagegen bei Portraits uns unbekannter Personen: „Unsere Fähigkeit, solche unbekannten Gesichter von Fotos wiederzuerkennen ist erstaunlich schlecht“, erklären Jenkins und seine Kollegen. Sehen wir verschiedene Ansichten der gleichen unbekannten Person, halten wir diese oft für zwei verschiedene Individuen.

Eine Schlüsselperson unter acht Unbekannten

Dieses instinktive Wiedererkennen vertrauter Personen nutzt Facelock aus: Als Schloss dienen dabei Tafeln mit jeweils neun Gesichtsfotos – von acht unbekannten und einer bekannten, zuvor beim Einrichten des Systems bestimmten Person. Diese muss allerdings sorgfältig ausgewählt werden, wie die Forscher betonen: Es darf kein Mensch aus dem persönlichen Bekanntenkreis sein, weil dieser über Facebook und andere soziale Netzwerke auch von einem Hacker gefunden und zugeordnet werden könnte. Ein Prominenter scheidet ebenfalls aus, weil er fast allen bekannt ist.

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Am besten geeignet sei ein „Z-Prominenter“, erklären die Forscher: Eine Person, die uns aufgrund unserer Interessen oder Hobbies zwar vertraut ist, aber der Allgemeinheit eher nicht. Ist die Schlüsselperson festgelegt, genügt es zum Einloggen nun, in vier aufeinanderfolgenden Tafeln jeweils das Foto der bekannten Person anzuklicken. Weil unsere Gesichtserkennung bei vertrauten Personen so gut ist, klappt dies, auch wenn auf jeder Tafel eine andere Ansicht der Schlüsselperson zu sehen ist.

Kein Erinnern – kein Vergessen

Der große Vorteil dabei: Weil wir das bekannte Gesicht automatisch inmitten der unbekannten wiedererkennen, müssen wir uns nichts merken – auch nicht, welche Person wir als „Schlüssel“ ausgewählt haben, wie ein Test mit rund 100 Freiwilligen zeigte. Diese bestimmten eine Schlüsselperson und sollten sich dann eine Woche später mit Facelock einloggen. Das funktionierte bei 97,5 Prozent reibungslos, wie die Forscher berichten.

Und auch bei einem Wiederholungstest ein Jahr später lag die Erfolgsquote beim Einloggen mit 86 Prozent noch ähnlich hoch, obwohl die Probanden in der Zwischenzeit Facelock nie mehr benutzt hatten und sich oft auch nicht mehr erinnern konnte, welche Person sie als Schlüsselperson ausgewählt hatten. Der Anblick des bekannten Gesichts unter acht unbekannten löste das Problem aber von allein. Zum Vergleich: Bei normalen Passwörtern erinnern sich schon nach fünf Monaten nur noch zwischen 27 und 35 Prozent der Nutzer korrekt.

Hacker haben wenig Chancen

Und auch die Sicherheit überprüften die Forscher: Sie ließen jeweils zwei gute Freunde oder Verwandte der Probanden auf deren Gesichtercode los mit der Aufgabe, diesen zu knacken. Denn wenn jemand den Nutzer gut kennt, dann kennt er möglicherweise auch dessen Vorlieben und kann die Schlüsselperson erraten. Doch das war erstaunlich selten der Fall, wie die Wissenschaftler berichten: Nur gut sechs Prozent dieser „Auftragshacker“ waren erfolgreich.

Und auch das „Über die Schulter gucken“ beim Einloggen hilft einem Hacker wenig, wie ein weiterer Test zeigte: Selbst wenn die 32 Hackerkandidaten einen Blick auf eine Gesichtertafel mit markierter Schlüsselperson werfen durften, waren anschließend nur drei von insgesamt 160 Versuchen erfolgreich. Der Grund: Das Foto der Schlüsselperson wechselt bei Facelock mit jeder Tafel – und das ist zwar für jemanden, der mit der Person vertraut ist kein Problem ist, wohl aber für jemanden, dem diese Person komplett unbekannt ist.

Dieser Wechsel der Ansichten macht diese grafische Passwort-Alternative demnach sicher und gleichzeitig einfach zu handhaben, so das Fazit der Forscher. Sie hoffen nun, dass Software-Entwickler ihre Idee aufgreifen und es schon bald die ersten Facelock-gesicherten Anwendungen geben wird. (PeerJ, 2014; doi: 10.7717/peerj.444)

(PeerJ, 25.06.2014 – NPO)

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