Blutsauger auf Reisen: Zum ersten Mal haben deutsche Wissenschaftler eine Sandmücken-Art in Hessen identifiziert – so weit nördlich wie nie zuvor. Diese Mücken sind mögliche Überträger der Parasiten-Erkrankung Leishmaniose. Grund zur Panik gibt es jedoch nicht: Es ist noch unklar, ob die Sandmücken auch hier Krankheiten übertragen, schreiben die Wissenschaftler im Fachjournal „Parasitology Research“.
Die beigefarbenen Sandmücken sind nur wenige Millimeter groß und lieben es eigentlich warm. Ihre Hauptverbreitungsgebiete sind die Tropen, Subtropen und der Mittelmeerraum – dort übertragen die winzigen Mücken nicht selten die Infektionskrankheit Leishmaniose. Erreger dieser Krankheit sind die Leishmanien – geißeltragende Einzeller, die als Parasiten in ihren Wirten leben. Während ihres Lebenszyklus wechseln sie zwischen blutsaugenden Insekten – den Vektoren – und Wirbeltieren als Wirtstier. Leishmaniose tritt in unterschiedlich schweren Formen auf: Von selbst abheilenden Hautgeschwüren über einen Befall des Nasen-Rachenbereiches bis hin zu Leber-, Milz- oder Knochenmarksschäden, die ohne Therapie tödlich enden können.
Vektor für Infektionskrankheiten?
Ein Vektor für diese Parasiten ist die Sandmücke, die sich nun auch offenbar von ihrem bisherigen warmen Lebensraum weiter nach Norden ausbreitet: „Wir haben nun erstmals eine Sandmücken-Art innerhalb Hessens entdeckt“, berichtet Sven Klimpel von der Senckenberg Gesellschaft für Naturforschung und der Goethe-Universität in Frankfurt. Das ist nicht nur der nördlichste Fund einer solchen Mücke in Deutschland, sondern sogar auf der ganzen Welt. Er und sein Team fingen und identifizierten das Insekt nördlich von Gießen im Rahmen eines bundesweiten Mückenmonitorings.

„Es handelt sich um die Sandmücken-Art Phlebotomus mascittii, die in etwa 500 Meter Entfernung zu bewohnten Häusern gefunden wurde“, erklärt der Parasitologe und ergänzt: „Bisher ist noch nicht eindeutig bewiesen, dass diese Art als Vektor für Infektionskrankheiten – wie beispielsweise Leishmaniose – dient, aber die Vermutung liegt nahe, dass sie es kann.“ Derzeit arbeiten die Frankfurter Wissenschaftler intensiv an der Beantwortung dieser Frage.