Vom Zählen zum Erinnern: Schulkinder machen beim Mathelernen einen schrittweisen Wandel durch: Zuerst zählen sie selbst einfache Mathe-Aufgaben an den Fingern ab, später fällt ihnen das Ergebnis automatisch ein. Hinter diesem Wechsel der Strategie steht auch ein Umbau im Gehirn, wie US-Forscher jetzt nachweisen. Das könnte auch erklären, warum manche Kinder mehr Probleme beim Rechnen haben als andere, so die Forscher im Fachmagazin „Nature Neuroscience“.
Die Grundschulzeit ist eine kritische Phase für das Lernen: In dieser Zeit erwerben Kinder grundlegende Fähigkeiten und Kenntnisse im Rechnen, Schreiben und Lesen, aber auch im Lösen sozialer Probleme. Dabei nutzen Schulkinder mit zunehmendem Alter andere Strategien: Anfangs überwiegen umständliche Lernwege, bei denen der Lösungsweg innerlich Schritt für Schritt nachvollzogen wird. Beim Rechnen zählen die Kinder beispielsweise Additionen oder Subtraktionen an den Fingern ab, beim Lesen werden Wörter buchstabiert und dann erst zum kompletten Wort zusammengesetzt.
„Mit der Reifung der Problemlösungs-Fähigkeiten nimmt die Häufigkeit solcher ineffektiver Prozeduren langsam ab und es werden vermehrt gedächtnisbasierte Strategien eingesetzt“, erklären Shaozheng Qin von der Stanford University School of Medicine und seine Kollegen. Die Kinder müssen dann Ergebnisse einfacher Rechnungen oder Wörter nicht mehr nachvollziehen, sondern erinnern sich an sie.
Rechnen im Hirnscanner
Wie dieses Umschalten der Lernstrategie funktioniert und was sich dabei im Gehirn verändert, war bisher jedoch unklar. Um das herauszufinden, ließen Qin und seine Kollegen 28 Schulkinder im Alter von sieben bis neun Jahren einfache Additionen einstelliger Zahlen durchführen und die Antwort laut aussprechen. Nach jeder Aufgabe fragten die Forscher sie danach, wie sie Rechnung gelöst hatten – durch innerliches Zählen oder indem ihnen die richtige Antwort einfach einfiel.