Neue Hoffnung für Menschen mit Kreisrundem Haarausfall: Forscher haben erstmals ein Mittel gefunden, das diese Autoimmunkrankheit stoppt. Bei ersten Probanden wuchsen dadurch schon nach wenigen Monaten die Haare auf den kahlen Stellen komplett nach. Der große Vorteil: Das getestete Mittel ist in den USA bereits als Medikament für eine andere Krankheit zugelassen, das beschleunigt weitere Tests, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Medicine“ berichten.
Von der Autoimmunerkrankung Kreisrunder Haarausfall (Alopecia areata) sind allein in Deutschland mehr als 1,4 Millionen Menschen betroffen. Eine Fehlreaktion des Immunsystems sorgt dafür, dass Abwehrzellen die Haarfollikel angreifen und unterbindet so den Haarwuchs. Angelockt werden die Abwehrzellen dabei durch zwei „Alarm-Moleküle“, die von den Follikeln im Überschuss produziert werden.
Erkranken können Personen jeden Alters, oft tritt der Haarausfall aber auch familiär gehäuft auf. Typischerweise bilden sich erst kleinere, runde kahle Stellen am Kopf oder auch im Bart der Patienten, die an Größe und Menge zunehmen. Bei rund der Hälfte der Betroffenen wachsen die Stellen nach einigen Monaten wieder zu, dafür werden andere kahl. Bei einigen bleibt die Kahlheit aber dauerhaft und kann im Extremfall zum Verlust aller Kopfhaare führen.
Angriff der Abwehrzellen gestoppt
Raphael Clynes von der Columbia University in New York und seine Kollegen schlüsselten das molekulare Geschehen an den Haarwurzeln nun weiter auf und machten dabei eine vielversprechende Ansatzstelle für ein Medikament ausfindig. Wie sich in Zellkultur-Experimenten herausstellte, lösen die Alarm-Moleküle eine ganze Reaktionskaskade aus, in der Verlauf Interferone und Interleukine freigesetzt werden. Diese Immun-Botenstoffe veranlassen bestimmte T-Zellen der Abwehr dazu, die Haarfollikel an zugreifen.