Lava-Ozean oder flüssiges Wasser? Die ersten 500 Millionen Jahre der Erdgeschichte waren offenbar nicht so extrem und lebensfeindlich wie bisher angenommen. US-Forscher haben isländische Zirkonkristalle mit solchen aus der Frühgeschichte der Erde verglichen. Sie untermauern nun die Theorie: Die frühe Erde war überraschend milde – verglichen mit dem heutigen Island.
Die Erde vor über vier Milliarden Jahren war nach gängiger Vorstellung ein wahrhaft höllischer Ort: Nahezu ununterbrochen von Meteoriten bombardiert, von heftigem Vulkanismus zerrissen und bedeckt von einem regelrechten Ozean aus glühendem, geschmolzenem Gestein. Tatsächliche Nachweise für diese Zustände existieren jedoch nicht, denn es gibt kaum geologische Spuren aus den ersten 500 Millionen Jahren unseres Planeten: Praktisch alle im sogenannten Hadaikum entstandenen Gesteine sind seither verwittert oder durch Plattentektonik wieder aufgeschmolzen.
Zirkone: Früheste Zeitzeugen der Erdgeschichte
Vor etwa 30 Jahren entdeckten Geologen jedoch tatsächlich gewissermaßen Zeitzeugen des Hadaikums: Winzige Zirkonkristalle, die an plattentektonischen Grenzen entstehen und sogar die Umwälzprozesse im Erdinneren überstehen können, bevor sie in neu entstehende Bereiche der Erdkruste eingebettet werden. Diese Zirkone deuteten bereits auf ein anderes Bild hin, denn sie entstehen nur, wenn flüssiges Wasser vorhanden ist. Dieses wiederum setzt eine stabile Atmosphäre voraus. War die frühe Erde also gar nicht so höllisch wie bis dahin angenommen? Herrschten im Hadaikum möglicherweise sogar ähnliche Zustände wie in unserer Zeit?

Dazu gibt es derzeit zwei vorherrschende Theorien: Nach der ersten war die Erde im Hadaikum der heutigen überraschend ähnlich, mit einer festen Kruste und flüssigem Wasser an der Oberfläche, möglicherweise sogar bereits ganzen Ozeanen. Die zweite Theorie geht von einem unfreundlicheren Bild aus. Zwar war die hadaische Erde demnach weit entfernt vom Bild des großflächigen Magma-Ozeans, aber immer noch ein fremdartiger und vor allem ungemütlicher Ort der Extreme.