Unser Gesicht ist so individuell und einzigartig wie unsere Persönlichkeit. Kein anderes Tier verfügt über einen so großen Variantenreichtum der Gesichtszüge. Aber warum? Wie US-Forscher herausgefunden haben, ist diese Einzigartigkeit kein Zufall, sondern das Ergebnis einer gezielten Selektion: Weil es schon für unsere Vorfahren wichtig war, Bekannte wiederzuerkennen, förderte dies eine ungewöhnlich große Vielfalt und Variabilität der Gesichtszüge, wie die Forscher im Fachmagazin „Nature Communications“ berichten.
Gesichter sind entscheidend: An ihnen unterscheiden wir Freunde und Verwandte von Fremden und sie helfen uns einzuschätzen, was für eine Persönlichkeit jemand besitzt. Wenn es um den ersten Eindruck geht, dann ist es in der Regel das Gesicht, das über Sympathie oder Antipathie entscheidet. „Menschen sind phänomenal gut darin, Gesichter zu erkennen, wir haben sogar ein eigenes Hirnareal dafür“, erklärt Michael Sheehan von der University of California in Berkeley.
Das Ganze funktioniert aber nur deshalb so gut, weil wir Menschen auch eine so große Vielfalt verschiedener Gesichtsmerkmale haben. Ob diese individuellen Unterschiede aber reiner Zufall sind, oder ob sich im Laufe der Evolution bei uns tatsächlich eine ungewöhnlich große Vielfalt der Gesichter ausgebildet hat, war bisher strittig. Sheehan und sein Kollege Michael Nachman haben dies daher genauer untersucht.
Auffallend vielseitig
Für ihre Studie verglichen sie zunächst, ob einzelne Merkmale des Gesichts stärker variabel sind als die anderer Körperteile. Dafür vermaßen sie 18 Gesichtszüge und 46 andere Körpermerkmale bei mehr als 1.500 Menschen europäischer und afrikanischer Herkunft. Tatsächlich zeigte sich dabei, dass die Gesichtszüge nicht nur viel vielseitiger sind als andere Merkmale, sie variieren auch sehr viel unabhängiger von anderen Merkmalen.