Zoologie

Pinger gegen die Delfin-Jagd

Tierschützer wollen japanische Delfintreibjagden mit Fischerei-Technik beenden

Delfin-Muttertier mit Nachwuchs © Faraj Meir (CC BY-SA 3.0)

Die Jagd hat begonnen: Mit akustischen Warnsignalen wollen Tierschützer die Delfine an der japanischen Küste retten, wo alljährlich ein großes Massaker an den Meeressäugern stattfindet. Vergrämergeräte oder Pinger vermeiden sonst den ungewollten Beifang von Delfinen in der Fischerei – nun sollen sie auch die gezielte Jagd beenden. Frühere Einsätze solcher Geräte waren bereits von Erfolg gekrönt.

Im japanischen Küstenort Taiji hat Anfang September wieder die Jagd auf Delfine begonnen. Jedes Jahr fahren hier Fischer in den Wintermonaten mit ihren Booten aufs Meer und veranstalten regelrechte Treibjagden auf ganze Delfingruppen und –familien. Mit dem Lärm einer langgestreckten Reihe von Booten treiben die Waljäger die Tiere in eine flache Bucht, die sie dann mit Netzen verriegeln. Besonders schöne, unverletzte Tiere und Jungtiere sind begehrte Beute für den Verkauf an Delfinarien in aller Welt – diese werden lebend eingefangen. Dann beginnt das Schlachten – der Dokumentarfilm „Die Bucht“ aus dem Jahr 2009 zeigt in beklemmenden Bildern, wie sich das Wasser der Bucht von Taiji blutrot färbt.

Delfinfleisch ist ungenießbar

Die Fischer bezeichnen diese Form der Waljagd als jahrhundertealte Tradition – das Fleisch der geschlachteten Tiere wandert in Dosen und Supermärkte. Allerdings ist mittlerweile bekannt, dass das Delfinfleisch durch Umweltgifte praktisch ungenießbar oder sogar regelrecht giftig ist: Bis zu 2.000 ppm an Quecksilber ließen sich nachweisen – der empfohlene Höchstwert in Meeresfrüchten liegt bei gerade 0,4 ppm. Tierschützer kritisieren außerdem die Haltung der Meeressäuger in Delfinarien, die schon lange umstritten ist und als nicht artgerecht gilt. Dennoch genehmigten die Behörden den Jägern von Taiji auch in dieser Saison den Fang von 1.938 Tieren.

Tier- und Umweltschutzorganisationen wie das Wal- und Delfinschutzforum und die „Cove Guardians“ von Sea Sheperd protestieren massiv gegen das gnadenlose Massaker an den Delfinen, um die öffentliche Aufmerksamkeit zu erhöhen. Die Tierschützer der Organisation ProWal wollen nun mit einer einzigartigen Aktion einschreiten, um so viele Delfine wie möglich zu retten: Sie wollen die Tiere mit den akustischen Signalen sogenannter Vergrämer oder Pinger aus der Bucht fernhalten. „Diese Geräte werden üblicherweise von Fischfangunternehmen verwendet, um Delfin-Beifänge zu vermeiden,“ erklärt Andreas Morlok von ProWal. An Netzen angebracht vertreiben die Pinger sonst mit speziellen Impulsen die geräuschempfindlichen Meeressäuger, damit sie nicht zusammen mit beispielsweise Thunfisch gefangen werden.

Erlegte Grindwale auf den Färöer © Erik Christensen (CC BY-SA 3.0)

Erfogsfeldzug mit Pingern

Eine erste Serie der Geräte hat ein Team der ProWal-Tierschützer bereits weiträumig im Meer vor Taiji installiert. Außerdem wollen sie auch einige der örtlichen Fischer in ihr Projekt mit einbeziehen: Nicht alle verdienen ihr Geld mit der Delfinjagd, viele fischen vor allem Thunfisch und stehen dem Schlachten in der Bucht mittlerweile kritischer gegenüber. An den Netzen und Booten dieser Fischer wären die Pinger ein weiterer großer Nutzen.

Frühere Einsätze solcher Geräte waren vielversprechend: Auf den Färöer verläuft die Jagd auf Grindwale ähnlich wie in Taiji und weckt jährlich den Zorn der Schutzorganisationen. Seit dem Frühjahr vertreiben an den Jagdplätzen angebrachte Pinger die Grindwale von dort. Nach Angaben von ProWal ist dort die Zahl der erlegten Tiere fast auf Null gesunken. Ebenfalls hilfreich waren die Geräte, um ein Massensterben verirrter Delfine und Hafenschweinswale im ukrainischen Fluss Bug vor zwei Jahren zu verhindern. Dieser Erfolgsfeldzug soll sich nun beim Delfinschutz in Japan fortsetzen.

Sea Sheperd dokumentiert die Ereignisse in Taiji teilweise im Live Stream.

(Projekt Walschutzaktionen (ProWal), 30.09.2014 – AKR)

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