Lava statt Impakt: Der dunkle, von der Erde aus sichtbare Ozean der Stürme auf dem Mond ist keine riesige Einschlagssenke wie bisher gedacht. Stattdessen ließen gewaltige Krustenrisse einst Lava aus dem Untergrund quellen. Darauf deuten spaltenförmige Schwerkraft-Anomalien hin, die die Sonden der NASA-Mission GRAIL enthüllten. Diese urzeitlichen Grabenbrüche sind nicht nur die ersten auf dem Mond entdeckten, wie Forscher im Fachmagazin „Nature“ berichten. Sie erklären auch, warum dieses Mondmeer so anders aussieht als die übrigen.
Sie prägen das typische Aussehen des Vollmonds am Nachthimmel: Große dunkle Flecken, die sogenannten Mondmeere. Diese lunaren Maria galten bisher alle als Überreste von urzeitlichen Einschlägen: Asteroiden durchschlugen die Kruste des jungen Mondes, daraufhin füllten sich diese Senken mit frischer Basaltlava und dadurch erscheinen sie bis heute dunkler als das umgebende Terrain. Proben, die Apollo-Astronauten im Mare Serenitatis und im Mare Imbrium nahmen, bestätigten diese Theorie.
Rätselhafte Abweichungen
Allerdings: Für den Oceanus Procellarum, mit 3.200 Kilometer Durchmesser eines der größten der Mondmeere, gilt dies nicht. Zu viele Merkmale passen nicht ins Bild einer Einschlagssenke. So ist der „Ozean der Stürme“ nicht rund, sondern eher hufeisenförmig, außerdem fehlen der typische Randwall aus Impakttrümmern und auch die vom Krater ausgehenden Rillen, die durch ausgeschleudertes Material verursacht werden.
Neue Auswertungen von Daten der NASA-Mission GRAIL haben nun weitere Diskrepanzen zutage gefördert – und handfeste Indizien für eine ganz andere Ursache dieses Riesenbeckens geliefert. Jeffrey Andrews-Hanna von der Colorado School of Mines in Golden hatten für ihre Studie Messdaten zur lunaren Schwerkraft ausgewertet, die die beiden Raumsonden der GRAIL-Mission gesammelt hatten.