Geschwächte Pufferwirkung: Die Rodung tropischer Regenwälder könnte sich stärker auf das Klima auswirken als bisher angenommen. Denn auch die fragmentierten Waldreste können weniger Kohlendioxid aufnehmen und binden als der intakte Wald. Dadurch schwinden die Regenwälder als CO2-Senke noch weiter, wie Forscher im Journal „Nature Communications“ berichten.
Die tropischen Regenwälder gelten als „grüne Lunge“ der Erde: Sie nehmen jährlich eine gewaltige Menge Kohlendioxid aus der Atmosphäre auf und binden diesen Kohlenstoff beim Aufbau von Biomasse. Dadurch wirken sie als CO2-Senken im Klimasystem und puffern einen Teil der CO2-Emissionen ab. . Allerdings ist das Ökosystem Regenwald in Gefahr: Immer größere Flächen fallen der Brandrodung zum Opfer, um landwirtschaftlich genutzt zu werden.
Dass dieser Verlust sich auch auf die globale Kohlendioxid-Bilanz auswirkt, ist bereits bekannt. Vernachlässigt wurde bislang allerdings, wie sich die Rodungen auf die Pufferwirkung der übrigen Waldstücke auswirken. Dies haben Wissenschaftler um Sandro Pütz vom Helmholtz-Zentrum für Umweltforschung (UFZ) in Leipzig nun nachgeholt: Im Amazonasgebiet und im brasilianischen Küstentropenwald Mata Atlântica verglichen sie die zerstückelten Überbleibsel des Regenwalds in den Rodungsgebieten mit großflächigen, unveränderten Wäldern. Dabei verwendeten sie sowohl Satellitenbilder als auch Computersimulationen.
Zersplitterter Regenwald unter Stress
Die Satellitenaufnahmen zeigen bereits das Ausmaß der Zerstörung: Die Regenwälder sind in hundertausende von Fragmenten zersplittert. Dadurch liegen viel mehr Gebiete am Rand des Waldes als bei einer zusammenhängenden Fläche. Und gerade diese Randlage ist es, die den Wäldern zusetzt: Die Sonne strahlt stärker ein, die Temperaturen erhöhen sich und dem Wind bieten sich gute Angriffsmöglichkeiten. Deswegen steigt der Stress für die Bäume in Randlagen, vor allem große Exemplare sterben ab. „Die Mortalität der Bäume nimmt zu, so dass sie nicht so viel Kohlenstoff speichern können wie gesunde Bäume im Zentrum von Wäldern“, erläutert Erstautor Pütz.