Smartphone-App öffnet Schnüfflern Tür und Tor: Über WhatsApp lassen sich noch immer erschreckend viele Informationen über den Alltag seiner Nutzer gewinnen, wie deutsche Informatiker herausgefunden haben. Über den Online-Status gelang es ihnen,
nicht nur deren kompletten Tagesablauf zu rekonstruieren, sondern auch festzustellen, mit wem die Nutzer wann kommunizierten.
Mobile Kommunikationsdienste wie WhatsApp sind eine beliebte und kostengünstige Alternative zu Kurznachrichten: Mehr als 500 Millionen Nutzer tauschen mittlerweile Nachrichten, Bilder und Videos über WhatsApp aus. Datenschutz spielt dabei, wie bei vielen Apps, meist eine untergeordnete Rolle. Besonders WhatsApp stand schon häufiger wegen Sicherheitslücken im System in der Kritik. Diese sollen zwar mittlerweile gestopft sein – der Online-Status einer beliebigen Handynummer kann aber offenbar noch immer direkt beim WhatsApp-Server abgegriffen werden – und zwar selbst dann, wenn der Nutzer den Zeitstempel „zuletzt online“ deaktiviert hat.
Konsequenzen für die Privatsphäre
Informatiker um Andreas Buchenscheit von der Universität Ulm haben eine Software entwickelt, mit der sie auf diesem Weg eine beliebige Zahl von WhatsApp-Anwendern gleichzeitig und ohne deren Wissen überwachen können. Allerdings nicht zur Überwachung, sondern um die Problematik von Sicherheitslücken zu verdeutlichen: „Mit unserem Forschungsvorhaben wollten wir die Möglichkeit der Überwachung demonstrieren und darauf hinweisen, welche Konsequenzen dies für die Privatsphäre haben kann“, erklärt Erstautor Buchenscheit.
Getestet haben die Wissenschaftler ihre Software über vier Wochen an zwei unabhängigen Gruppen mit insgesamt 19 Mitgliedern. Die Probanden im Alter von 17 bis 29 Jahren, die teilweise studierten oder bereits im Berufsleben standen, hatten der Verwendung ihrer WhatsApp-Daten zugestimmt. Tatsächlich gelang es den Wissenschaftlern, lückenlos nachzuweisen, wann die Nutzer wie lange aktiv waren.