Rätselhafter Untergang: Das Assyrische Großreich brach schon kurz nach seiner größten Blüte rapide in sich zusammen. Warum, war bisher nur in Teilen geklärt. Jetzt haben Forscher zwei Gründe dafür aufgedeckt: Demnach beschleunigte eine fatale Kombination aus Bevölkerungswachstum und Klimawandel den Untergang. Dabei gebe es durchaus Parallelen zur heutigen Situation im Mittleren Osten, so die Forscher im Fachmagazin „Climatic Change“.
Das Reich der Assyrer gilt als erstes Großreich der Weltgeschichte. Im frühen 7. Jahrhundert vor Christus erstreckte es sich von Ägypten bis an den Persischen Golf, vor allem unter seinem Herrscher Assurbanipal erlebte es eine kulturelle und wirtschaftliche Blütezeit. Doch schon kurz nach seinem Tod folgte das dramatische Ende, das Reich löste sich auf und wurde von seinen Nachbarn geschluckt. Was diesen raschen Niedergang dieser militärischen Supermacht seiner Zeit auslöste, blieb lange rätselhaft.
Unruhen, Krieg und Kollaps
Nach gängiger Annahme kollabierte das assyrische Reich in erste Linie durch seine überschnelle Expansion: Weil ein Großteil der Bevölkerung als Soldaten diente, fehlten im Kernland Arbeiter, Bauern und Verwaltungsbeamte. Es kam zur Unterversorgung und zu inneren Unruhen. Gleichzeitig schlossen sich die Babylonier und Meder zusammen und griffen die assyrischen Grenzen an.
Doch die politischen Faktoren waren es offenbar nicht allein, die den Assyrern den Untergang brachten, wie Adam Schneider von der University of California in San Diego und Selim Adalı vom türkischen Forschungszentrum für anatolische Zivilisationen herausfanden. Sie haben paläoklimatologische Daten analysiert und stellten dabei fest, dass das Klima im Nahen Osten während etwa ab 660 vor Christus deutlich trockener wurde. Als Folge erlebte das assyrische Reich zunehmende Dürren und Missernten.