Systematisch gefälscht: Bei Zulassungs-Studien für Generika-Arzneimittel haben europäische Behörden Fälschungen aufgedeckt. Eine von vielen großen Pharmakonzernen beauftragte Firma hat offenbar EKG-Daten frei erfunden und möglicherweise noch andere Daten systematisch gefälscht. Zurzeit wird geprüft, ob Zulassungen für die betroffenen Medikamente wiederrufen werden müssen, darunter sind auch auf dem deutschen Markt verkaufte Mittel.
Die Europäische Arzneimittelbehörde EMA führt derzeit mit Hochdruck eine Nachprüfung von Zulassungsstudien für Arzneimittel durch, wie Recherchen von WDR, NDR und Süddeutscher Zeitung ergeben haben. Betroffen sind davon sogenannte Bioäquivalenzstudien. Sie sind notwendig für die Zulassung von Generika – also von Nachahmerpräparaten, die nach Ablauf des Patents der ursprünglichen Medikamente auf den Markt kommen. Für eine Zulassung solcher Mittel müssen die Hersteller nachweisen, dass ihr Präparat sicher und mit dem Original in seiner Verfügbarkeit für den menschlichen Körper vergleichbar ist.
EKG-Daten „frei erfunden“
Anlass dafür waren Funde der französische Überwachungsbehörde. Sie hatte im Mai 2014 neun Studien der indischen Firma GVK Biosciences (GVK BIO) untersucht. Dabei handelt es sich um eines der größten Unternehmen für Auftragsforschungen in Asien, das Unternehmen hat für viele weltweit agierende Pharmakonzerne Studien durchgeführt – auch solche, die auf dem deutschen Markt zugelassene Präparate betreffen.
Die bisherigen Untersuchungen deuten dabei auf systematische Fälschungen durch GVK BIO hin. Das geht aus einem Brief der Leiterin der Abteilung für die Zulassung von Arzneimitteln bei der EU-Kommission, Sabine Jülicher, an den EMA-Ausschuss für Humanarzneimittel (CHMP) hervor. Demnach sind in allen neun untersuchten Studien ein Teil der Elektrokardiogramme bei Herzuntersuchungen frei erfunden worden. Wenigstens zehn verschiedene Personen hätten die Fälschungen in der Firma vorgenommen – und zwar mindestens zwischen Juli 2008 und 2013.