Uraltes Sonnensystem im Miniformat: Astronomen haben das bisher älteste bekannte System mit erdähnlichen Planeten entdeckt: Fünf von ihnen umkreisen den 117 Lichtjahre entfernten Stern Kepler-444. Dieses Planetensystem ist nicht nur sehr klein, es ist auch schon 11,2 Milliarden Jahre alt – es entstand, als das Universum gerade einmal ein Fünftel seines jetzigen Alters hatte.
Obwohl Astronomen schon mehr als 1.000 Planeten um andere Sterne entdeckt haben, sind ganze Planetensysteme mit mehreren Planeten noch immer eher die Ausnahme. Eines davon ist das 2.500 Lichtjahre entfernte System KOI-351 mit sieben Planeten auf sehr engem Raum. Ein anderes befindet sich um den nur 22 Lichtjahre von der Erde entfernten Stern Gliese 667C. Dieser leuchtschwache Stern wird von gleich sechs erdähnlichen Planeten umkreist, mindestens drei davon könnten in der habitablen Zone liegen.
Bill Chaplin von der University of Birmingham und seine Kollegen haben nun ein weiteres Mehrplanetensystem entdeckt, das aus fünf erdähnlichen, eher kleinen Planeten besteht. Die Planeten umkreisen den 117 Lichtjahre entfernten Stern Kepler-444, der rund ein Viertel kleiner ist als unsere Sonne und deutlich kühler.
Minisystem mit fünf kleinen Gesteinsplaneten
Als die Astronomen winzige Oszillationen im Licht dieses Sterns analysierten, um so auf dessen Größe, Masse und Alter zu schließen, bemerkten sie ein in unterschiedlichen Abständen auftretendes, aber regelmäßiges Abdimmen des Sternenlichts. Nähere Untersuchungen zeigten, dass dies von gleich fünf vor dem Stern vorüberwandernden Planeten verursacht wird.
Die fünf Planeten sind kleiner als die Erde, ihre Größen liegen zwischen Merkur und Venus, wie die Forscher berichten. Es ist daher relativ wahrscheinlich, dass es sich um Gesteinsplaneten handelt. Und auch das ganze System ist eine Art Mini-Ausgabe unseres Sonnensystems: Selbst der äußerste Planet benötigt für einen Umlauf weniger als zehn Tage, er umkreist Kepler-444 in nur einem Zehntel der Entfernung von Sonne zu Erde.
Ein echter Methusalem
Die eigentliche Besonderheit dieses Planetensystems aber ist sein Alter: Es entstand bereits vor 11,2 Milliarden Jahren und damit zu einer Zeit, als das Universum gerade mal ein Fünftel seines heutigen Alters erreicht hatte. Kepler-444 ist damit das bisher älteste bekannte System mit erdgroßen Gesteinsplaneten – es ist immerhin zweieinhalb Mal älter als die Erde. „Zu der Zeit, als unsere Erde entstand, waren die Planeten in diesem System schon so alt wie unser Planet heute“, sagt Chaplin.
Die Entdeckung dieses „Methusalems“ unter den Planetensystemen bestätigt, dass auch im relativ jungen Universum schon Planeten entstehen konnten. „Das hilft uns dabei zu ermitteln, wann die Ära der Planetenbildung in etwa begann“, wie der Astronom erklärt. Bedeutung könnte dies auch für die mögliche Existenz von Leben im Universum haben. Denn je älter ein potenziell lebensfreundlicher Planet ist, desto größer ist die Chance, dass sich auf ihm auch komplexere Lebensformen entwickelt haben könnten. (The Astrophysical Journal, 2015; doi:10.1088/0004-637X/798/1/1)
(University of Birmingham, 28.01.2015 – NPO)