Vielversprechende Alternative zu Tierversuchen: Deutsche Wissenschaftler haben einen Organismus im Miniaturformat auf einem Chip simuliert. Mit dem System aus Zellproben und einem nachgestellten Blutkreislauf lassen sich die komplexen Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper realistisch analysieren. Viele Tierexperimente in medizinischer Forschung und Kosmetikindustrie könnten sich so ersetzen lassen.
Tierversuche sind in der medizinischen Forschung bislang ein notwendiges Übel. Viele heute unverzichtbare medizinische Erkenntnisse waren erst dadurch möglich. Wissenschaftler auf der ganzen Welt arbeiten darum an zuverlässigen Alternativen zu Tierexperimenten, um die Anzahl der in den Forschungslaboren benötigten Versuchstiere zu vermindern.
Chip simuliert menschlichen Blutkreislauf
Doch Ersatz zu finden, ist schwierig: Um die Wirkung einer Substanz zu verstehen, genügt es nicht, die Stoffe an einzelnen Gewebeproben oder Zellen zu testen. „Die meisten Medikamente wirken systemisch, also auf den gesamten Organismus“, erklärt Frank Sonntag vom Fraunhofer-Institut für Werkstoff und Strahltechnik IWS. „Dabei entstehen oftmals erst durch Stoffwechselvorgänge toxische Substanzen, die wiederum nur bestimmte Organe schädigen.“
Sonntag und seine Kollegen haben eine der möglichen Alternativen zu Tierexperimenten nun entscheidend verbessert. Dabei stellen sie auf einem Chip die Stoffwechselvorgänge im menschlichen Körper verblüffend genau nach. „Unser System ist ein Miniorganismus im Maßstab 1:100 000 zum Menschen“, so Sonntag.