„Völkerverständigung“ unter Primaten: Ziehen Schimpansen in Gefangenschaft um, so passen sie ihre Grunzlaute an die ihrer neuen Gefährten an, wie Biologen beobachtet haben. Die Fähigkeit, Sprache an das soziale Umfeld anzupassen, galt bislang als ausschließlich menschlich. Die neuen Erkenntnisse deuten aber darauf hin, dass schon der gemeinsame Vorfahr von Menschen und Schimpansen den Grundstein für eine flexible Sprache legte, berichten die Wissenschaftler im Journal „Current Biology“.
Die Sprache gehört zu den Merkmalen, die den Menschen von anderen Tieren unterscheidet: Damit sind wir in der Lage, Objekte und Ereignisse mit spezifischen Lauten und Symbolen zu beschreiben. Diese Worte erlernen wir in unserem sozialen Umfeld. Ändert sich dieses Umfeld, so wandelt sich auch die Sprache: Entweder wir lernen neue Worte, oder ganze Dialekte und Sprachen befinden sich im Wandel.
Schimpansen-Rufe: Instinktiv oder sozial geprägt?
Gerade diese Veränderlichkeit der Sprache galt bislang als menschliches Privileg. Manche Tiere können zwar durchaus „Worte“ verwenden: So verwenden Schimpansen bestimmte Laute für unterschiedliche Nahrung, oder auch um sich gegenseitig zu warnen. Aber bisher gingen Wissenschaftler davon aus, dass diese Rufe rein instinktiv festgelegt sind und sich nicht mit dem sozialen Umfeld ändern. Als ausschlaggebend galt vielmehr der Gemütszustand der Affen, etwa aufgeregtes Kreischen als Warnung und erfreutes Schreien bei leckerem Futter.
Beobachtungen an Schimpansen im Zoo von Edinburgh haben diese Annahme nun eindrucksvoll widerlegt. Wissenschaftler um Stuart Watson von der Universität York haben dort mitverfolgt, wie sich eine Gruppe von sechs „ortsansässigen“ Schimpansen über den Verlauf von drei Jahren mit sieben „zugereisten“ Affen aus dem niederländischen Safaripark Beekse Bergen anfreundete.