Jugend forscht: Bestimmte Hirnregionen machen Heranwachsende besonders erkundungsfreudig. Dieser Forscherdrang ist aber bei verschiedenen Jugendlichen unterschiedlich stark ausgeprägt, wie US-Neurologen herausgefunden haben. Anhand der Aktivität der verantwortlichen Hirnbereiche könnten sich auch frühzeitig solche Teenager erkennen lassen, die zu besonders riskantem Benehmen neigen.
Die Eltern von heranwachsenden Jugendlichen wissen: Wenn Kinder in die Pubertät kommen, drängen sie auf mehr Unabhängigkeit und fangen an, Grenzen zu testen. Auf der Suche nach neuen Erfahrungen erkunden und experimentieren sie besonders viel, was sich sogar am Gehirn messen lässt: Bei Jugendlichen reagiert das Gehirn stärker auf Belohnungen als bei Erwachsenen, es fördert also die Neugier stärker.
Forscherdrang hinter der Stirn
Die Jugendlichen unterscheiden sich aber nicht nur von den Erwachsenen – auch untereinander verhalten sie sich sehr verschieden. Wissenschaftler um Andrew Kayser von der University of California in San Francisco haben das Experimentierverhalten von 62 Mädchen im Alter von elf bis dreizehn Jahren untersucht. Dazu setzten sie den Probandinnen eine Uhr vor, deren Zeiger innerhalb von fünf Sekunden das Zifferblatt umrundete. Wenn die Mädchen den Zeiger stoppten, erhielten sie je nach gestopptem Zeitpunkt eine Belohnung – allerdings mussten sie selbst herausfinden, welche Zeiten die höchste Belohnung brachten.
Anhand des Verhaltens bei dieser Aufgabe unterteilten die Wissenschaftler die Studienteilnehmerinnen in 41 „Forscher“ und 21 „Nicht-Forscher“. Beide Gruppen unterzogen sie einem Hirnscan mittels Magnetresonanz-Tomografie (MRT). Besondere Aufmerksamkeit schenkten sie einem bestimmten Bereich im präfrontalen Cortex des Gehirns, welcher für strategisches Denken und das Treffen von Entscheidungen verantwortlich ist. Diese Hirnregion liegt direkt hinter der Stirn.
Risikobereite Teenager am Gehirn erkennbar?
Der Vergleich zwischen den beiden Gruppen zeigte: Bei den „Forschern“ war dieser wichtige Bereich wesentlich stärker mit zwei anderen einflussreichen Hirnregionen verknüpft, dem Putamen und der hinteren Inselrinde. Diese Regionen verarbeiten den momentanen Zustand des Körpers und das Ausführen von Bewegungen und Handlungen. Dabei flossen vor allem mehr Signale von Putamen und Inselrinde in den präfrontalen Cortex, nicht umgekehrt.
Diese stärkere Verbindung sehen Kayser und Kollegen als Ursprung des Forscherdrangs an. Anhand dieser Gehirnmuster, so vermuten die Neurologen, könnte man nicht nur besonders neugierige Tüftler erkennen, sondern eventuell auch besonders risikobereite Teenager. Die Ergebnisse „könnten uns verstehen helfen, wie Erkundungsverhalten zu sowohl guten als auch schlechten Handlungen führt, welche die Gesundheit der Teenager fördern oder gefährden“, so Kayser. (American Academy of Neurology 67th Annual Meeting)
(American Academy of Neurology, 23.02.2015 – AKR)