Raffinierte Mimikry: Die Küken einer Vogelart im Amazonas nutzen eine ungewöhnliche Tarnung, um sich vor Fressfeinden zu schützen. Mit ihren orangefarbenen Daunen und seltsam pendelnden Kopfbewegungen ahmen sie verblüffend naturgetreu Aussehen und Verhalten einer giftigen Raupe nach. Vögel und Raubtiere werden dadurch abgeschreckt und verschonen das wehrlose Küken.
Vogelküken leben gefährlich: Solange sie flugunfähig im Nest hocken, sind sie leichte Beute für Räuber aller Art. Denn für Schlangen, Greifvögel und fleischfressende Säugetiere sind sie eine leichte Mahlzeit. Viele Vögel versuchen daher, sich so gut wie möglich zu tarnen, solange sie noch wehrlos sind.
Auffallende Farbe und seltsame Bewegungen
Eine besonders raffinierte Tarnung hat der tropische Vogel Laniocera hypopyrra entwickelt, wie Gustavo A. Londoño von der University of California in Riverside und seine Kollegen im Herbst 2012 im Amazonasgebiet entdeckten. Die Küken dieser Vogelart besitzen orangefarbene Daunenfedern mit weißen Spitzen – eine nicht gerade unauffällige Federfarbe. Wie sie Fressfeinden trotz ihrer langen Nestphase von mehr als 20 Tagen entgehen, war daher zunächst rätselhaft.
Doch als die Forscher den Vogel weiter beobachteten, staunten sie nicht schlecht: Das Küken begann nun, den Schnabel einzuziehen und seinen Körper zu strecken. Dann bewegte es seinen Kopf langsam pendeln von Seite zu Seite. Damit jedoch ahmte das Küken perfekt die Bewegungen einer fressenden oder nach Futter suchenden Raupe nach. Aber warum? Schließlich sind Raupen für viele Vögel und Säugetiere erst recht eine willkommene Mahlzeit.