Vom Foto oder Video direkt zum Cartoon oder Comic – das ist nun kein Problem mehr. Denn Forscher haben eine App entwickelt, die diese Transformation automatisch erledigt. Sie rechnet die Farben, Formen und Konturen in Zeichnungen um. Personen, Gegenstände und Landschaften bleiben dabei gut erkennbar. Der App-Nutzer wird damit zum digitalen Bildkünstler und kann seine Werke direkt online mit seinen Freunden teilen.
Donald Duck, Asterix oder die Peanuts – früher holte man sich regelmäßig eines der beliebten Comic-Hefte direkt am Kiosk nebenan. Aber mit der Zeit wandelten sich nicht nur die Comics, sondern auch die Medien: Erst kamen die Mangas aus Asien und nahmen das Fernsehprogramm ein, dann stiegen viele Comicbegeisterte auf Eigenproduktionen im Internet um. Nun werden Fans des Comicstils auf einen neuen Geschmack gebracht: Persönliche Bilder und Videos können mit dem Handy oder Tablet ohne Mühe in einen eigenen Comic verwandelt werden.
Neue App zeichnet persönliche Comics
Die Forscher des Potsdamer Hasso-Plattner-Instituts (HPI) hatten das Ziel eine App zu entwickeln, die Bilder und Videos in qualitativ hochwertige Comics verwandeln kann und doch nah am Original bleibt. „Es gibt bereits einige andere Lösungen auf dem Markt, die über das Farb- oder das Helligkeits-Bild Differenzen erkennen und dann Kanten zeichnen oder Farbnuancen zusammenfassen“, erklärt Projektleiter Sebastian Pasewaldt. Allerdings erfüllten diese Bilder oft nicht die Erwartungen der Nutzer, die etwas Vergleichbares wie die Zeichnung eines Künstlers erwarten.
Daher erarbeiteten die Forscher für ihre App „Pic2Comic“ einen neuartigen und leistungsfähigen Algorithmus. Mit dessen Hilfe lassen sich Videos und Fotos ohne viel Mühe in lebensnahe Comics, Karikaturen und Zeichentrick-Bilder umwandeln. Neben einer gehörigen Portion Mathematik steckt hinter der App auch ein geschicktes Streamingkonzept für die schnelle und effiziente Bewältigung der massiven Videodaten.
„Unsere HPI-Lösung analysiert nicht nur Farb- und Helligkeitsunterschiede, sondern achtet auch auf Bildflussinformationen“, unterstreicht Pasewaldt. So werde der Fokus stark erweitert und lasse lebensnähere Abbildungen im Comicstil zu.
Motive und Gestaltungsoptionen frei wählbar
Ob Gesicht, Gebäude oder Landschaft – mit der leicht zu bedienenden App bekommt alles sofort die Anmutung einer künstlerisch wertvollen Zeichnung: Der App-Nutzer wird zum digitalen Bildkünstler. „Der Algorithmus ist so leistungsfähig, dass er alle Bildinformationen ausliest und analysiert“, sagt Pasewaldt. „Nutzern wird anschließend ein Vorschlagskatalog unterbreitet, wie die App automatisch Farben zusammenfassen und Kanten zeichnen kann.“ Auch die Videos können automatisiert bearbeitet werden. Diese erscheinen dann als zusammenhängende Darstellungen, das heißt, es gibt kein nerviges Bildflackern.
Daneben ist es auch möglich, private visuelle Informationen mit dem Comicfilter von Pic2Comic zu schützen. So können die Bilder der maschinellen Auswertung – wie etwa bei der Gesichtserkennung durch Facebook – entzogen werden. Auf der Cebit können Besucher die neuste Applikation bereits einem Härtetest unterziehen. Eine iOS-Version von „pic2Comic“ für iPhone und iPad gibt es bereits.
(Hasso-Plattner-Institut (HPI), 13.03.2015 – MAH)