Wann wird ein Kind kurzsichtig? Fehlt Erstklässlern die für ihr Alter normale leichte Weitsichtigkeit, so brauchen sie später sehr wahrscheinlich eine Brille gegen Kurzsichtigkeit. Diesen einfachen Zusammenhang zur Früherkennung haben US-Forscher in einer Langzeitstudie nachgewiesen. Das für die Augen angeblich schädliche Lesen und Fernsehen entlasteten die Wissenschaftler dagegen im Fachmagazin „JAMA Ophthalmology“.
Kurzsichtigkeit beginnt oft schon in der Kindheit: Wenn der Augapfel im Laufe des Wachstums statt der runden Form eher länglich wie eine Traube oder Olive wird, kann auf der Netzhaut kein scharfes Bild mehr abgebildet werden. Eine wichtige Ursache dafür sind genetische Faktoren: Wer zwei kurzsichtige Eltern hat, braucht sehr wahrscheinlich selbst eine Brille. Aber auch häufiges Lesen bei schlechtem Licht oder langes Stubenhocken sollen das Risiko erhöhen.
„Was können wir in der ersten Klasse tun?“
Mit Sehhilfen wie Brillen oder Kontaktlinsen lässt sich die normale Sicht recht einfach wieder herstellen. Damit die Sehstörung sich nicht verschlimmert, sind jedoch schnelle Gegenmaßnahmen wichtig. Bei Kindern sollte einsetzende Kurzsichtigkeit darum so schnell wie möglich erkannt werden. Mediziner um Karla Zadnik von der Ohio State University in Columbus haben darum nach zuverlässigen Merkmalen für die Früherkennung von Kurzsichtigkeit bei Kindern gesucht. Die Frage, die sie sich stellten: „Was können wir in der ersten Klasse tun, um zu erkennen, wer spätestens ab der achten Klasse eine Brille brauchen wird?“
In einer Langzeitstudie verfolgten die Wissenschaftler über einen Zeitraum von 20 Jahren, wie sich das Sehen bei über 4.500 Kindern entwickelte. Zu Beginn der Studie waren die Kinder sechs bis elf Jahre alt. Zadnik und Kollegen untersuchten einerseits körperliche Merkmale wie die Maße des Auges, sie ermittelten aber auch Angaben der Eltern zum Verhalten der Kinder. Insgesamt 414 an der Studie teilnehmende Kinder wurden im Zeitraum zwischen der zweiten und achten Klasse tatsächlich kurzsichtig.