Unverhoffte „Nebenwirkung“: Zwei Medikamente gegen Hautkrankheiten könnten offenbar auch bei Multipler Sklerose helfen. Die Wirkstoffe machen den Verfall der Nervenbahnen zumindest im Tierversuch rückgängig, wie US-Mediziner herausgefunden haben. Von der Hautcreme bis zur sicheren Therapie gegen Multiple Sklerose seien allerdings noch weitere Untersuchungen nötig, schreiben die Forscher im Magazin „Nature“.
Muskelschwäche bis hin zu Lähmung, gestörte Feinmotorik und Balance, Sehstörungen – solche und weitere Symptome bei Multipler Sklerose (MS) lassen sich bislang bestenfalls aufhalten, aber nicht rückgängig machen. MS ist die häufigste chronische Nervenkrankheit unter jungen Erwachsenen, weltweit sind Millionen Menschen davon betroffen.
Defekte Isolierung zerstört Nerven
Die Ursache der Krankheitssymptome liegt nicht in den Nerven selbst, sondern vielmehr in ihrer Isolierung: Spezialisierte Zellen umhüllen im gesunden Nervensystem die Nervenbahnen mit sogenanntem Myelin. Ohne diese isolierende Schutzschicht funktioniert die Übertragung von Nervensignalen nicht mehr. Bei MS sterben genau diese Myelin-produzierenden Zellen ab. Der genaue Mechanismus ist noch unklar, offenbar handelt es sich aber um eine Fehlfunktion des Immunsystems – die Hüll-Zellen werden von Immunzellen des eigenen Körpers abgetötet.
Bei bisherigen Therapien zielen Mediziner vor allem darauf ab, den Zerfall des Nervensystems zu stoppen. Als vielversprechende Methode, die Funktion der Nerven auch wieder herzustellen, gilt die Transplantation von Stammzellen in das zerstörte Gewebe. Dies ist jedoch bislang leider Zukunftsmusik. „Wir haben uns gefragt, ob wir nicht einen schnelleren und weniger invasiven Ansatz finden, indem wir eigene Stammzellen des Nervensystems mit Medikamenten dazu aktivieren, neues Myelin zu bilden“, sagt Paul Tesar von der Case Western Reserve School of Medicine in Cleveland.