Gehorsam angezüchtet: Hunde gelten gern als die toleranteren, harmloseren Verwandten der Wölfe. Doch das täuscht. Stattdessen sind die Wölfe untereinander toleranter, Hunde dagegen sind autoritätshöriger und kuschen stärker vor ranghöheren Artgenossen. Der Grund dafür liegt vermutlich in der Domestikation: Unsere Vorfahren wählten gezielt gehorsamere Tiere für die Zucht.
Seit rund 15.000 Jahren ist der Hund der beste Freund des Menschen. Der Übergang vom wilden Wolf zum Haushund hat vor allem das Sozialverhalten der Tiere geändert: Haushunde sind weniger aggressiv und stärker auf den Menschen ausgerichtet – dafür sorgte die Auslese. Doch hat sich das auch auf das Verhalten der Tiere untereinander ausgewirkt?
Tatsächlich haben Studien gezeigt, dass Wölfe besser durch Beobachtung ihrer Artgenossen als Hunde und Signale von Menschen und Hunden unterschiedlich bewerten. Friederike Range und Zsófia Virányi von der Veterinärmedizinischen Universität Wien haben nun untersucht ob Hunde untereinander wirklich toleranter und weniger aggressiv sind als Wölfe.
Hunde sind rangbewusster
Für ihre Studie führten die Forscher eine Reihe an Verhaltenstests an acht Mischlingshunden und neun Wölfen durch. Alle Tiere wurden unter den gleichen Bedingungen von Menschen aufgezogen, und dann in getrennten Rudeln gehalten. Im Experiment wurden jeweils zwei Rudelmitglieder – ein ranghöheres und ein rangniedrigeres Tier –gemeinsam gefüttert: Es gab entweder eine Schüssel mit rohem Fleisch oder einen großen Knochen.