
Energie- und Wasserverbrauch der 27 größten Megacities im Vergleich © Kennedy et al./ PNAS
Ein Supertanker alle eineinhalb Tage
Der Vergleich der Städte untereinander zeigte aber deutliche Unterschiede. Spitzenreiter im negativen Sinne war in fast allen Kategorien New York: Die US-Megacity verbrauchte am meisten Energie und Wasser und produzierte fast dreimal so viel Abfall wie die nächstfolgende Metropole Mexico City. Allein der Energiebedarf New Yorks entspricht der Ladung eines Supertankers alle 1,5 Tage, wie Kennedy berichtet. „Als ich das sah, fand ich das schier unglaublich“, so der Forscher.
Insgesamt gehören neun Megacities zu den Super-Energiefressern: Moskau, Seoul, Los Angeles, Schanghai, Guangzhou, Osaka, Teheran, Mexico City und London verbrauchen pro Jahr mehr als 1.000 Petajoule, das entspricht etwa 280 Gigawattstunden. Beim Wasserverbrauch lagen New York mit 10,9 Millionen Megaliter vor Guangzhou und Schanghai mit rund 9,8 und Los Angeles mit 6,6 Millionen Megaliter. Am wenigsten verbrauchte Jakarta mit nur 0,48 Millionen Megaliter.
Reichtum, Dichte und Lage spielen eine Rolle
Als Gründe für die Unterschiede nennen die Forscher vor allem die Wirtschaft: „Reiche Menschen konsumieren mehr und werfen letztlich auch mehr Zeug weg“, so Kennedy. „Der durchschnittliche New Yorker verbraucht 24 Mal mehr Energie als ein Einwohner von Jakarta und produziert mehr als 15-Fache des Abfalls.“ Es ist daher kein Zufall, dass auch Megacities wie Kalkutta, Lagos oder Delhi in der Liste der Verbraucher ganz hinten liegen.
Aber auch die geografische Lage und die Dichte der Besiedelung in der Stadt spielen eine Rolle, wie die Forscher erklären: Städte, die in kühleren Regionen liegen, verbrauchen auch mehr Energie, weil sie im Winter mehr heizen müssen. Beispiele dafür sind New York und Moskau. Hinzu kommt: „Städte mit niedrigerer Dichte wie Los Angeles und New York haben mehr Wohnraumfläche pro Kopf“, so die Wissenschaftler. „Das führt zu höherem Stromverbrauch durch Heizung, Beleuchtung und andere Anwendungen.“

Die weltgrößte Megacity Tokio ist zumindest im Wasserverbrauch in Positivbeispiel © freeimages
Es geht auch anders
Aber Reichtum und Lage erklären nicht alle Unterschiede, wie die Forscher betonen. Der Vergleich enthüllt auch, dass einige Städte aktiv – und erfolgreich daran arbeiten, ihren Ressourcenverbrauch zu senken, andere dagegen nicht. So hat die 34-Millionen Stadt Tokio durch ihr effektives öffentliches Nahverkehrssystem den Energieverbrauch durch den Verkehr gesenkt. Gezielte Maßnahmen sorgten zudem dafür, dass der Wasserverlust durch Lecks im Leitungssystem auf nur drei Prozent reduziert wurde.
Auch Seoul ist ein Positivbeispiel: Die Stadt hat ein System für die Zweitnutzung von Brauchwasser beispielsweise für die Toilettenspülung entwickelt und installiert. Dadurch wird die Ressource Wasser effektiver genutzt. Gegenbeispiele sind die südamerikanischen Metropolen Rio de Janeiro und Sao Paulo: Hier versickern mehr als 50 Prozent des Wassers ungenutzt im Boden. „Dies sind Orte, die eigentlich wirklich knapp an Wasser sind – trotzdem lassen sie es versickern“, so Kennedy.
Die Ressourcenfresser wachsen rapide
Und die Entwicklung setzt sich weiter fort, denn die Megacities wachsen rapide, wie die Forscher berichten. In den zehn Jahren von 200 bis 2010 wuchs die Hälfte der 27 untersuchten Megacities um mehr als zehn Prozent, Istanbul, Dhaka, Beijing, Shenzhen und Schanghai sogar um mehr als 40 Prozent. Mit der wachsenden Bevölkerung steigt auch der Ressourcenbedarf – und das größtenteils sogar überproportional schnell. In neun der Megacities nahm der Stromverbrauch dreimal stärker zu als die Bevölkerung.
Die Ausnahme ist hier London: Die britische Hauptstadt ist die einzige unter den Megacities, deren Stromverbrauch trotz steigender Einwohnerzahlen sank. Erreicht wurde dies unter anderem durch einen 66 Prozent gestiegenen Strompreis und eine erhöhte Energieeffizienz in Gebäuden und Geräten, wie die Forscher berichten.
„Das belegt, dass Megacities durchaus Fortschritte machen können, wenn es um die Reduktion ihres Ressourcenverbrauchs geht“, so Kennedy. „Das ist ermutigend.“ Die Studie zeige aber auch, dass dringend Handlungsbedarf bestehe. (Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS), 2015; doi: 10.1073/pnas.1504315112)
(University of Toronto, 29.04.2015 – NPO)
29. April 2015