Mord in der Vorzeit: Forscher haben den bisher ältesten Mord der Menschheit aufgeklärt: Zwei Verletzungen an einem 430.000 Jahre alten Neandertaler-Schädel deuten darauf hin, dass dieser vorsätzlich angegriffen und durch Schläge mit einem stumpfen Gegenstand ermordet wurde. Das in Nordspanien entdeckte Fossil ist damit der älteste Beleg für Mord und Totschlag in der Menschheitsgeschichte, wie die Forscher im Fachmagazin „PloS ONE“ berichten.
Mord und Totschlag sind keine Erfindung der Neuzeit – ganz im Gegenteil. Schon vor rund 50.000 Jahren tötete einer unserer Vorfahren einen Neandertaler mit einem Wurfspeer, wie Ausgrabungen im Irak vor einigen Jahren zeigten. Und auch die berühmte Eismumie „Ötzi“ wurde vor rund 5.000 Jahren Opfer eines Angriffs durch einen Mitmenschen.
Ein noch erheblich älteres Zeugnis zwischenmenschlicher Gewalt haben nun Nohemi Sala von der Universität Madrid und ihre Kollegen in Nordspanien entdeckt. Im Höhlensystem Sima de los Huesos stießen sie auf die Skelette von mindestens 28 Neandertalern. Diese müssen vor rund 430.000 Jahren durch den einzigen Zugang der Höhle, einen kleinen, senkrechten Schornstein im Fels, in die Kaverne hinabgeworfen worden sein – möglicherweise als eine Form der Bestattung.
Zwei Löcher im Schädel
Einer der Schädel weist auffallende Schäden auf: Über dem linken Auge ist der Schädelknochen an zwei scharf umgrenzten Stellen durchbrochen. Um herauszufinden, was diese Verletzung verursacht hat, analysierten die Forscher den Knochen mit modernen Mitteln der Gerichtsmedizin. Ihr Fazit: Form und Position der Wunde deutet auf eine Gewalttat hin.