Dem Gedankenlesen einen Schritt näher: Nur anhand der Gehirnströme erkennt eine neue Software, welche Wörter oder Sätze ein Proband gerade spricht. Das „Brain-to-Text“-Verfahren wertet anhand von zuvor gelernten Sprachmustern die Hirnströme aus und kann so erstmals kontinuierlich gesprochene Laute, Wörter und ganze Sätze rekonstruieren und per Computer als Text wiedergeben, wie Forscher im Fachmagazin „Frontiers in Neuroscience“ berichten.
Das Gedankenlesen ist ein alter Traum des Menschen. Die Vorstellung, dass man ohne zu sprechen direkt über Gedanken kommunizieren kann, fasziniert und ängstigt zugleich. Dank moderner Computertechnik und lernfähiger Algorithmen rückt diese Fähigkeit immer näher. Bereits 2012 war es Forschern gelungen, aus Hirnströmen einzelne von den Probanden gehörte Wörter zu rekonstruieren.
Von Hirnsignalen zum Text
Christian Herff vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT) und seine Kollegen sind nun noch einen Schritt weiter gegangen. Sie haben ein Verfahren entwickelt, das erstmals nicht nur einzelne Phrasen, sondern auch kontinuierlich gesprochene Sprache erkennt und in Text transformiert. Das „Brain-to-Text“-System kombiniert Informationen aus dem Cortex des Probanden mit linguistischem Wissen und Algorithmen des maschinellen Lernens, um die wahrscheinlichste Wortsequenz zu extrahieren.
Getestet haben die Forscher ihr System an sieben Epilepsie-Patienten, denen zur Vorbeugung von Anfällen ohnehin bereits einige Elektroden ins Gehirn implantiert worden waren. „Diese elektrocorticografischen Schaltkreise liefern uns die elektrischen Potenziale in einer hohen räumlichen und zeitlichen Auflösung, ohne vom Schädel gefoltert zu werden“, erklären die Herff und seine Kollegen.