Verkehrte Welt: Die Drift der Kontinente beeinflusst das Klima – das ist normal und altbekannt. Doch nun haben Forscher eine umgekehrte Kopplung von Klima und Tektonik entdeckt. Bei dieser beeinflusste der Monsun, wie schnell sich die Erdkruste entlang frischer Nahtstellen absenkte. Dieser zuvor unbekannte Prozess erklärt, wie die ungewöhnlich tiefen Ozeanbecken im Südchinesischen Meer entstanden.
Wenn Kontinente auseinanderbrechen, bilden sich an den Nahtstellen oft Senken in der Erdkruste. Normalerweise sinkt der Untergrund dieser Becken langsam und gleichmäßig ab, bis die Bewegung stoppt. Doch es gibt eine Ausnahme: Die tiefen Meeresbecken im Südchinesischen Meer rund um die Insel Hainan scheinen sich dieser Regel zu widersetzen. Denn hier beschleunigte sich das Absinken mehrere Millionen Jahre nach dem Bruch des Kontinents sogar noch, anstatt sich zu verlangsamen. Dadurch wurden diese Becken besonders tief.
Peter Clift von der Louisiana State University und seine Kollegen haben diese seltsamen Ausnahme-Becken nun näher untersucht. Für ihre Studie analysierten sie Sedimentbohrkerne und werteten geophyskalische Messdaten aus. Auf Basis dieser Daten simulierten sie dann die Vorgänge in einem Modell. Wie sich dabei zeigte, führten drei miteinander verknüpfte Faktoren zum beschleunigten Absinken der Becken.
Dicke Sedimente und weiche Kruste
Der erste Faktor war eine ungewöhnlich hohe Auflast: „Der Schlüssel waren riesige Sedimentfolgen mit mehr als 5.000 Metern Mächtigkeit“, erklärt Ko-Autor Sascha Brune vom Deutschen GeoForschungsZentrum GFZ. Die Erdkruste am Nordrand des Südchinesischen Meeres und vor allem unter dem Baiyon-Becken war von kilometerdicken Sedimentschichten überdeckt. Wie große Fächer reichten diese von den Flussmündungen ins Meer. Entstanden sind sie größtenteils vor rund 23 Millionen Jahren.