Jetzt ist es amtlich: Das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte ist in vollem Gange – und Urheber ist der Mensch. Durch unseren Einfluss liegt der Artenverlust allein unter den Wirbeltieren heute 100 Mal höher als es der normalen „Hintergrundrate“ entspricht, wie Forscher im Fachmagazin „Science Advances“ berichten. Gehe dieses Massenaussterben ungebremst weiter, werde die Menschheit schon in drei Generationen die Folgen deutlich spüren.
Ob der Dodo, die Goldkröte oder die Steller Seekuh – seitdem der Mensch über den Planeten dominiert, bleiben immer mehr Plätze im riesigen Mosaik der Natur leer. Angesichts des Artenschwunds warnen Forscher bereits vor leeren Landschaften, stellen Listen der bedrohtesten Arten auf und warnen vor einschneidenden Verlusten bei Zugvögeln, Meerestieren und Reptilien.
Sind wir schuld an einer neuen Arten-Katastrophe?
Angesichts dieser Entwicklung wird schon länger darüber diskutiert, ob das sechste große Massenaussterben der Erdgeschichte nicht längst begonnen hat – mit uns Menschen als Urhebern. Die Belege dafür waren jedoch bisher nicht eindeutig, vor allem weil von vielen Tiergruppen verlässliche und vollständige Daten fehlen. Gerardo Ceballos von der Autonomen Universität Mexiko und seine Kollegen haben dies nun erneut untersucht und beschränkten sich dabei auf die relativ gut untersuchten Wirbeltiere.
Für ihre Studie werteten die Forscher Daten zum weltweiten Aussterben von Wirbeltierarten der letzten rund 500 Jahre aus und verglichen diese mit der sogenannten Hintergrundrate – dem Artenschwund, der als normale Folge der Evolution gilt. Für diese gingen sie von einem doppelt so hohen Wert aus wie vorherige Schätzungen: Sie kalkulierten, das unter normalen Umständen, ohne den Einfluss des Menschen, alle hundert Jahre zwei pro zehntausend Wirbeltierarten aussterben würden.