Bei den Kängurus sind die Linkshänder klar in der Mehrheit: Die Beuteltiere nutzen bevorzugt ihr linkes Vorderbein, wenn es ums Kratzen, Fressen oder Dinge aufheben geht, wie Forscher im Fachmagazin „Current Biology“ berichten. Das ist überraschend, weil man Beuteltiere bisher aufgrund ihrer Hirnorganisation für nicht-händisch hielt. Stattdessen entpuppen sich vor allem die zweibeinig laufenden Kängurus nun als mindestens genauso einseitig veranlagt wie die meisten Menschen.
Bei uns Menschen sind die Rechtshänder klar in der Überzahl, nur rund zehn bis 15 Prozent bevorzugen die linke Hand. Im Tierreich ist die Händigkeit dagegen weitaus weniger klar verteilt: Zwar sind Hühner und viele andere Vögel vorwiegend rechtsäugig, wie Studien zeigen. Bei vielen Säugetieren aber ist die Präferenz für eine Seite eher individuell. Bei Beuteltieren galt eine echte Händigkeit dagegen als unwahrscheinlich, denn bei ihnen ist die Arbeitsteilung der Hirnhälften weniger stark ausgeprägt.
Linke Hand bevorzugt
Doch Andrey Giljov von der Universität Sankt Petersburg und seine Kollegen belehren uns nun eines Besseren. Sie haben erstmals die Händigkeit von wildlebenden Känguruarten in Australien und Tasmanien systematisch untersucht. „Was wir dabei beobachteten, war unerwartet“, sagt Seniorautor Yegor Malashichev von der Universität Sankt Petersburg. „Es wurde immer offensichtlicher, dass wir hier etwas Neues und Spannendes gefunden hatten.“

Denn wie sich herausstellte, sind die meisten Kängurus ausgeprägte Linkshänder: Ob sie sich an der Nase kratzen, ein Blatt pflücken oder etwas aufheben – sie bevorzugen die linke Hand dafür. Besonders deutlich war diese Präferenz beim Roten Riesenkänguru und dem Östlichen Grauen Riesenkänguru: „Auf der normalerweise für Primaten genutzten Händigkeitsskala erreichten sie höchste Werte“, so Malashichev. Rotnackenwallabies nutzen ihre Hände dagegen je nach Aufgabe: Ist Feinkoordination gefragt, dann bevorzugen sie die linke Hand. Geht es dagegen um Kraft, dann ist die rechte Hand dran.