Viele Muskeln, aber nichts im Kopf? Anabolika-Missbrauch unterstützt dieses Vorurteil offenbar: Wer als Sportler häufig Hormon-Aufbaupräparate schluckt, dessen Erinnerungsvermögen lässt deutlich nach, wie britische Forscher nun herausgefunden haben. Neben den bereits bekannten körperlichen Gesundheitsrisiken besteht also auch Gefahr für das Gedächtnis, warnen die Wissenschaftler im „Open Psychiatry Journal“.
Regelmäßiger Sport hält gesund, das ist allgemein bekannt. Einigen Sportlern geht das Training allein jedoch nicht schnell genug – sie verlassen sich auf Aufbaupräparate wie Steroide, sogenannte Anabolika. Diese Hormone veranlassen den Körper dazu, mehr Muskeln aufzubauen. Missbrauch mit solchen Mitteln ist weit verbreitet: In manchen Sportlergruppen, wie etwa Bodybuildern und Gewichthebern, nehmen geschätzte 38 Prozent der Athleten regelmäßig Steroide ein.
Gesundheitliche Langzeitrisiken
Ein solcher Eingriff in den Hormonhaushalt bringt allerdings auch große Risiken: Frühere Studien haben unter anderem höhere Cholesterinwerte, Leberschäden und Bluthochdruck durch übermäßigen Steroidgebrauch gezeigt. Auch das Langzeitgedächtnis kann Schaden nehmen. „Im Wesentlichen sind die gesundheitlichen Langzeitrisiken des Steroidgebrauchs ziemlich gut untersucht“, sagt Tom Heffernan von der Northumbria University in Newcastle. „Aber wir wissen viel weniger darüber, wie die Folgen im alltäglichen Leben aussehen.“
Heffernan und sein Team untersuchten darum fast 100 Männer im Alter von 18 bis 30 Jahren, die regelmäßig ins Fitnessstudio gehen. Mit einem standardisierten Fragebogen überprüften die Wissenschaftler, wie gut das Erinnerungsvermögen der Probanden für alltägliche Vorgänge war. Eine Hälfte der Probanden nahm regelmäßig Steroide ein, die andere Hälfte diente als Kontrollgruppe.