Schweigen ist nicht immer Gold: Wer selbst über gemeinsame Erinnerungen spricht, erinnert sich später besser daran als ein bloßer Zuhörer – das Zuhören kann dagegen sogar zum Vergessen von Erinnerungsstücken führen, wie deutsche Wissenschaftler herausfanden. Erst wenn die erzählten Ereignisse weiter zurück liegen, kehrt sich dieser psychologische Effekt ins Gegenteil um: Dann frischt das Gespräch die Erinnerungen des Zuhörers auf, schreiben die Forscher im Fachmagazin „Cognition“.
Wir alle kennen solche Situationen: Gemeinsam mit einem Freund hat man etwas sehr Schönes oder wirklich Komisches erlebt. Einige Zeit später trifft man sich wieder und lässt bei dieser Gelegenheit die Erlebnisse noch einmal Revue passieren. Solche Gespräche haben einen entscheidenden Einfluss darauf, wie gut wir uns später an die besprochenen Ereignisse erinnern – vor allem, wer dabei redet und wer zuhört.
„Entscheidend ist, wer das Gespräch beginnt“
Karl-Heinz Bäuml und Magdalena Abel vom Institut für Psychologie der Universität Regensburg haben diesen Effekt darum genauer untersucht. Mit insgesamt 128 Studierenden stellten sie solche Gesprächssituationen nach. „Entscheidend ist zunächst, wer mit dem Gespräch und der damit verbundenen Erinnerung an die vergangenen Geschehnisse beginnt“, erläutert Bäuml die Ergebnisse der Experimente.
Der erste Redner aktiviert nämlich den Erinnerungsprozess. Er bringt einzelne Passagen der gemeinsamen Vergangenheit zur Sprache, während andere Details unerwähnt bleiben. Liegt zwischen dem eigentlichen Ereignis und dem Gespräch darüber nur eine relativ kurze Zeit, so kann die Unterhaltung für die Zuhörer negative Folgen haben: „Die Erinnerungen buhlen hier geradezu um das ‚Erinnertwerden‘ und der selektive Zugriff durch einen Sprecher führt bei Zuhörern zu einer Unterdrückung weiterer Erinnerungen“, erklärt Bäuml. Der Sprecher erinnert sich also nachher besser an die erwähnten Details, der Zuhörer aber schlechter.