Zarte Schönheit aus Eis: Nach 100 Jahren haben Forscher endlich das ungewöhnliche Phänomen des Haar-Eises enträtselt. Diese Büschel feiner Eishaare wachsen bei Frost manchmal auf Totholz. Warum das Eis aber so feine, lange Haare bildet, war unklar. Jetzt zeigt sich: Ein Pilz ist entscheidend an diesen Phänomen beteiligt. Denn er sondert Moleküle ab, die große Eiskristalle verhindern und die feinen Eisstrukturen erst möglich machen, wie Forscher im Fachmagazin „Biogeosciences“ berichten.
Schon Alfred Wegener staunte vor knapp 100 Jahren über dieses Phänomen: Zarte weiße Büschel aus feinsten Eishaaren, die auf totem Holz sitzen. „Als wir dieses Haar-Eis zum ersten Mal bei einem Waldspaziergang sahen, waren wir von seiner Schönheit überrascht“, sagt Christian Mätzler vn der Universität Bern. Die Eishaare sind nur 0,02 Millimeter dick, aber können bis zu 20 Zentimeter lang werden. „Sie bilden wunderschöne Strukturen wie Locken und Wellen, manchmal mit einem klaren Scheitel oder Zonen, aber ohne sich zu verzweigen“, beschreiben die Forscher das Phänomen.
Morgens ist es wieder weg
Typischerweise kann man das Haar-Eis bei Frost in den Laubwäldern Mitteleuropas beobachten – allerdings nur, wenn die Bedingungen stimmen. Denn das zarte Eis bildet sich nur bei Temperaturen knapp unter Null, wenn die Luftfeuchtigkeit hoch ist und kein Wind weht. Meist ist dies in kühlen Nächten der Fall, morgens schmilzt es dann schnell wieder weg. Es sitzt meist auf totem Holz, manchmal aber auch an Bäumen, die noch aufrecht stehen.

Warum aber bildet Haar-Eis diese ungewöhnliche Form? Um dieser Frage nachzugehen, haben Mätzler, Diana Hofmann vom Forschungszentrum Jülich und ihre Kollegen dieses seltsame Phänomen sowohl physikalisch, als auch chemisch und biologisch genauer untersucht. Sie führten zudem eine Reihe von Experimenten durch und kamen so der Ursache der Eishaare auf die Spur.