Rollentausch im Tierreich: Männliche Seepferdchen übernehmen die Schwangerschaft in noch größerem Ausmaß als gedacht. Sie tragen den Nachwuchs nicht nur in ihrer Bauchtasche herum, sondern versorgen ihn dort auch mit Nährstoffen. Selbst auf genetischer Ebene ähnelt diese Seepferdchen-Schwangerschaft derjenigen des Menschen, berichten Wissenschaftler. Dies bietet hervorragende Einblicke darin, wie sich die Schwangerschaft im Tierreich entwickelt hat.
Seepferdchen sind einzigartig im Tierreich: Bei ihnen ziehen die Männchen nicht nur die Jungen auf, sie übernehmen auch gewissermaßen die Schwangerschaft. Nachdem sie bei der Paarung die Eier des Weibchens befruchtet haben, tragen sie diese in einer Bauchtasche mit sich und brüten sie aus. Nach einer Tragezeit von 24 Tagen verlassen die Embryos schließlich die Bruttasche.
Seepferdchen-Väter tun dasselbe wie menschliche Mütter
Doch während dieser Zeit stellen die Männchen dem Nachwuchs weitaus mehr zur Verfügung als nur einen sicheren Aufenthaltsort. Camilla Whittington von der University of Sydney und ihre Kollegen haben an Dickbauchseepferdchen (Hippocampus abdominalis) festgestellt, wie sehr die Tragezeit der Männchen tatsächlich der Schwangerschaft bei weiblichen Säugetieren ähnelt. „Überraschenderweise tun Seepferdchen-Väter eine Menge derselben Dinge, die menschliche Mütter tun“, sagt Whittington.
Einen großen Teil ihrer Nährstoffe erhalten die jungen Seepferdchen zwar mütterlicherseits aus dem Dotter des Eis, in dem sie heranwachsen. Die Tasche der Väter habe sich aber so weit entwickelt, dass sie auch äußerst komplexe Versorgungsansprüche erfüllen könne, erklärt Whittington: Die Embryos erhalten von ihrem Vater zusätzliche wichtige Nährstoffe, vor allem energiereiche Lipide und für den Skelettaufbau wichtiges Kalzium. Vermutlich werden diese Nährstoffe in die Tasche ausgeschieden und von den Embryos aufgenommen.